Bitcoin ist wie der erste Dieselmotor.

Eines der viel zu viel diskutierten Themen ist der Energieverbrauch von Bitcoin. Eines der viel zu wenig diskutierten Themen ist der Energieverbrauch von Ethereum. Also sprechen wir heute dazu und warum es neben dem Energieverbrauch auch darum geht, die Vorteile der Technologie anzuerkennen und die Wettbewerbsfähigkeit in diesem Bereich nicht zu früh aufzugeben.

In Kürze: Bitcoin ist wie der erste Dieselmotor. Ethereum ist eine andere Blockchain, die eine neuere Generation an Konsensusmechanismus verwendet, die statt viel Energie nur noch weniger als 1 % von Bitcoin und auch weniger als die üblichen Finanztransaktionssysteme wie Banküberweisungen oder Kreditkartenzahlungen. Damit setzt Ethereum also einen Standard an Niedrigstemissionen, was an sich unter den ESG Taxonomie Gesichtspunkten bereits einen hohen Stellenwert hat.

Neben dem Energieverbrauch ist es auch eine vielfältigere Plattform.

„Bitcoin ist wie ein analoges Telefon mit einer Verbindung von einem Gerät zum anderen, während Ethereum ein Smartphone mit einem AppStore ist.“

In diesem AppStore können sich alle eine eigene Dienstleistung ausdenken und sofort allen Nutzern mit einem Ethereum Wallet anbieten. Diese Art von „connect your wallet“ hat eine neue Dimension an globaler Skalierfähigkeit. Grundsätzlich unterscheidet es sich von heutigen Angeboten durch die dezentrale und staatsunabhängige Verfügbarkeit.

Vieles von den früheren Versprechungen aus den Jahren 2017 und der ersten Euphorie hat sich noch nicht durchgesetzt. Gleichermaßen hat diese Euphoriewelle aber gerade ChatGPT für Generative AI ausgelöst. Woher aber sollen in einer Welt von Deepfakes auf der einen Seite und Organhaftung auf der anderen Seite die verifizierten Identitäten sowie die Trainingsdaten zum Trainieren der künstlichen Intelligenzen kommen? Beispielsweise sind die „Erweiterungsebenen“ von Ethereum, sogenannte Layer 2 und Layer 3, die Lösung. Sie nutzen die Sicherheit von Ethereum mit der Skalierfähigkeit und den niedrigeren Kosten und so kann zeit- und Inhalts-gesichert, der Trainingsdatenschatz gespeichert und dokumentiert werden.

Oder im Rahmen der Ende Juni 2024 in Kraft tretenden „Markets in Crypto Assets“ Regulierung (aka MiCAR), wenn neben den bisher bereits auch in Deutschland steigenden Anzahl von tokenisierten MiFID 2 Anleiheemissionen, süffisant die traditionelle Anleihe mit einer digitalen Tupperware genannt, auch neue Rechtsformen an den Markt kommen wie E-Money Token (EMT) oder Asset-Reference-Token (ART). Damit wird für die ganze Europäische Union eine neue Regulatorik geschaffen, die für jedes Unternehmen und Finanzinstitut den bisherigen noch ungeklärten Rechtsraum mit Planungssicherheit füllt.Das ist ein Meilenstein der Europäischen Union und führt zu einer Vielzahl an neuen regulierten Tatbeständen, die als Normsetzung exportfähig ist. Bis sie jedenfalls an die Grenzen des internationalen Basler Bankenkomittees stößt, die besonders aus den USA heraus versuchen, statt den sogenannten öffentlichen Blockchains nur noch privat-elitäre Blockchains als Emissionsplattform für tokenisierte Wertpapiere ökonomisch sinnvoll vertretbar zu machen. Wenn wir das als Europa wirklich mit uns machen lassen, führen wir nicht nur alle aktuellen Souveränitätsbestrebungen ad absurdum, sondern wiederholen technologisch die Abhängigkeit vom russischen Gas von amerikanischen Angeboten. Und bevor es Stirnrunzeln gibt: selbstverständlich ist das eine andere Qualität der Abhängigkeit und außenpolitisch mit einer deutlich positiveren Konnation verbunden. Nichtsdestotrotz sind wir am Ende einer Ära der multilateralen Globalisierung angekommen, die sich seit der ungewollten Zeitenwende nicht mehr ignorieren lässt. Und während die Trennlinien zwischen staatlichen Akteuren und nicht-staatlichen Gruppierungen von Terrororganisationen angefangen sich international immer weniger greifen lassen, darf es gerade NICHT dazu führen, dass wir wegen einer paar potenziellen Übeltäter die großen Vorteile für Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit für die Großzahl der Menschen vernachlässigen. Freihandel braucht mehr denn je eine dezentrale Grundlage. Wohlstand braucht mehr denn je eine Gegenpartei-unabhängige Möglichkeit in wertschaffenden Transaktionen Wirtschaft zu betreiben, ohne dass es an der Verfügbarkeit von Händen und Köpfen mangelt. Wir sind mitten vor einem Generationsumbruch in Deutschland und vielen westlichen Industrienationen. Die Pfadabhängigkeit der Bundesrepublik Deutschland wird ihren gemächlichen Weg der kleinen Schritte verlassen müssen, wenn sie handlungsfähig bleiben will.

Seit über sechs Jahren beschäftige ich mich nun mit der Tokenökonomie auf Basis der Blockchain. Ich habe einige Winter erlebt, manche davon bitterkalt. Ich habe in vielen Gesprächsrunden, Vorträgen und Debatten unheimlich viel Widerstand und Besserwissen erlebt. Warum es nicht geht. Warum es nicht anders sein kann. Warum die Technologie nicht das geliefert hat, was sie ursprünglich versprochen hat. Die USA sind Europa nicht davon geeilt, mit Amazon, Meta und Apple, weil sie stehen geblieben sind und aufgezählt haben, was nicht geht. Ich weigere mich, das zu akzeptieren. Ich glaube weiter daran und ich arbeite unermüdlich an dem Wohlstandspotential für meine Töchter.

Deutschland mag schon mal in einem besseren Zustand gewesen sein, es war aber ganz sicher auch schon in einem schlechteren. Es ist auch völlig egal, wo wir jetzt gerade stehen, für mich entscheidend ist nur zu gestalten, wie es morgen sein kann und vor allem übermorgen. Das geht aus meiner Sicht am allerbesten als Unternehmertum, das ist die Notwendigkeit Entscheidungen unter der Ambiguität zu treffen, dass noch nicht alles ausgereift ist und perfekt. Nvidia steht heute für eine Marktkapitalisierung, die man als Voraussage noch vor wenigen Jahren für eine maßlose Übertreibung gehalten hätte. In Deutschland wahrscheinlich als Anmaßung. Und in der Blockchaintechnologie steht nicht weniger Potenzial.

Hinterher will ich mir nicht sagen, ich hätte nicht alles dafür getan, hier in Europa und in Deutschland dafür einzustehen, dass wir sie zu leicht abtun. Jeder, der das jetzt denkt, ist herzlich eingeladen, mit mir zu diskutieren – nach sechs Jahren, in denen viel noch nicht geklappt hat, wie erhofft. In denen aber meine Überzeugung nur noch mehr gereift ist.