Rentengerechtigkeit ist eine Frage der Spielregeln
In Berliner Regierungskreisen kursiert derzeit ein neuer Grundrentenvorschlag. Diesmal mit Einkommensprüfung, aber ohne Vermögensprüfung. Damit bekämen viele Menschen ähnlich viel Rente, obwohl sie unterschiedlich viel eingezahlt haben. Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) zeigt anhand verschiedener Rentner-Typen, wie eine Grundrente systematisch Ungerechtigkeiten schaffen würde.
Anton und Emil sind seit Jahrzehnten befreundet. Sie spielen gerne gemeinsam Quartett. Jetzt als Rentner spielen sie sogar noch öfter als während ihrer 35 Jahre Berufstätigkeit. Emil hat in Vollzeit gearbeitet und doppelt so viel verdient wie Anton. Anton hingegen leistete es sich, in Teilzeit zu arbeiten. Emil hat bei doppeltem Gehalt doppelt so viel in die Rentenversicherung eingezahlt. Für Emil und Anton war damit immer klar, dass Emil auch doppelt so viel Rente bekommt. Auch die aktuelle Gesetzeslage sieht das so vor.
Was würde passieren, wenn die Grundrente, wie von Heil und Braun vorgeschlagen, niedrige Renten mit mindestens 35 Beitragsjahren aufstockt? Emil bekäme trotz doppelter Einzahlungen plötzlich fast die gleiche Rente wie Anton. Denn Antons Rente würde sich mit Grundrente fast verdoppeln. Einfach so.
Richtig ungerecht findet Emil erst recht, dass die dritte Quartett-Spielerin Lotte mit Grundrente sogar noch mehr Rente bekäme als er. Lotte hat während ihrer 40 Berufsjahre insgesamt nur 56 Prozent der Beitragszahlungen von Emil in die Rentenversicherung eingezahlt, jedoch bekäme sie nach Aufstockung der Grundrente etwas mehr Rente als Emil. Da Lotte im eigenen Haus keine Miete zahlen muss, sondern sogar untervermieten kann, kommt sie auch ohne Grundrente finanziell gut aus.
Lesebeispiel: Lotte hat zusammen mit dem Arbeitgeber in 40 Jahren insgesamt 104.200 Euro Rentenbeiträge (kumulierte Beitragszahlungen) eingezahlt und bekäme daher nach bewährter Rentenformel 529 Euro gesetzliche Rente (aktuelle Gesetzeslage). Wenn nun eine Grundrente eingeführt wird, erhält Lotte eine Aufstockung von 405 Euro. In Summe bekäme sie mit Grundrente dann 934 Euro. Obwohl Lotte 82.200 Euro weniger in die Rente eingezahlt hat als Emil, bekäme Lotte mit Grundrente 9 Euro monatlich mehr.
Diese drei stilisierten Rentner-Typen und weitere zeigen, dass die Grundrente systematisch ungerecht ist. Altersarmut darf nicht mit der Gießkanne bekämpft werden, sondern es sollte zielgenau den Menschen geholfen werden, die bedürftig sind. Die ausführliche Erklärung zu den stilisierten Rentner-Typen finden Sie im Prognos-Faktenblatt, das im Auftrag der INSM erstellt wurde.