Sachsen bleibt vorn, das Saarland und Hamburg machen die größten Sprünge

Sachsen, Thüringen, Bayern und Baden-Württemberg haben die leistungsfähigsten Bildungssysteme aller 16 Bundesländer. Gegenüber dem Vorjahr konnte das Saarland am deutlichsten zulegen. Starke Verbesserungen weisen auch Hamburg, Hessen und Brandenburg auf. Zu diesem Ergebnis kommt der Bildungsmonitor 2014.

Die Vergleichsstudie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) bewertet anhand von 12 Handlungsfeldern und 93 Indikatoren, inwieweit die Bundesländer Bildungsarmut reduzieren, zur Fachkräftesicherung beitragen und Wachstumskräfte stärken. Der Bildungsmonitor wird in diesem Jahr zum elften Mal veröffentlicht.

 

 

Die Studie stellt fest, dass es in der deutschen Bildungslandschaft verschiedene Leuchttürme gibt. Sachsen weist eine exzellente Förderinfrastruktur auf, überzeugt durch eine hohe Schulqualität und vermeidet sehr erfolgreich die Entstehung von Bildungsarmut. Thüringen gibt Bildung bei den Ausgaben eine hohe Priorität und überzeugt durch gute Betreuungsrelationen. Bayern verwendet die Mittel sehr effizient und hat ein leistungsstarkes System der beruflichen Bildung. Rheinland-Pfalz liegt bei der Integration vorn, Bremen im Bereich Hochschule/MINT, Berlin bei der Forschung, Hamburg bei der Internationalisierung und Schleswig-Holstein beim effizienten Umgang mit Zeit im Bildungssystem. Auch die anderen Bundesländer erzielen in einigen Handlungsfeldern vorbildliche Ergebnisse: Baden-Württemberg erreicht zweite Plätze bei Internationalisierung, Zeiteffizienz und berufliche Bildung, Hessen einen zweiten Platz bei der Inputeffizienz, Sachsen-Anhalt bei den Betreuungsbedingungen, das Saarland bei der Integration. NRW und Niedersachsen schaffen die Plätze drei und vier bei der Zeiteffizienz, Mecklenburg-Vorpommern jeweils vierte Plätze bei Integration und beruflicher Bildung. Brandenburgs Förderinfrastruktur liegt im Bundesvergleich immerhin auf dem fünften Platz.

 

 

„Es muss die oberste Priorität unseres Bildungssystems sein, alle teilhaben zu lassen. Der Ausbau der Ganztagseinrichtungen sollte daher weiter vorangetrieben werden, um Bildungsarmut effektiv zu reduzieren und die Vereinbarkeit von Familie, Ausbildung und Beruf gerade für Alleinerziehende zu verbessern. Wir müssen den Anteil junger Erwachsener ohne Berufsausbildung weiter senken.“, so Hubertus Pellengahr, Geschäftsführer der INSM. Pellengahr weiter: „Damit mehr Studienanfänger auch erfolgreich zu einem Abschluss kommen, haben sich sogenannte Brückenkurse bewährt. Die Hochschulen sollten diese vermehrt anbieten. Der Bildungsmonitor zeigt, dass sich dadurch messbare Fortschritte erreichen lassen.“

 

 

In einem Sonderkapitel geht der Bildungsmonitor auf die aktuelle Diskussion zur Dauer der Gymnasialzeit ein. Empirische Untersuchungen zeigen, dass das G8 im Vergleich zum G9 deutschlandweit keine relevanten Auswirkungen auf die bildungsbezogenen Freizeitaktivitäten und Lebenszufriedenheit der Schüler hat. Auch die Leistungen der Schulabsolventen unterscheiden sich zwischen G8- und G9-Schülern kaum. Die INSM fordert daher, dass die Schülerinnen und Schüler nicht länger als Versuchskaninchen der Bildungspolitik behandelt werden dürfen. Pellengahr: „Sowohl ein Blick in die Bundesländer, in denen das Abitur nach acht Jahren nie zur Disposition stand, als auch ins europäische Ausland zeigen uns: die allgemeine Hochschulreife nach zwölf Schuljahren zu erreichen, stellt kein Problem für Schülerinnen und Schüler dar und sollte daher nicht aufgegeben werden.“

 

 

„Der demografische Wandel wird die Anzahl der Personen im erwerbsfähigen Alter bis zum Jahr 2030 deutlich reduzieren. Umso wichtiger ist es, alle Potenziale zu erschließen. Allein 17,5 Milliarden Euro sind im Jahr 2012 an zusätzlicher Wertschöpfung durch die seit dem Jahr 2000 steigenden Hochschulabsolventenzahlen entstanden. Änderungen an den Strukturen wie eine Rückkehr zu G9 bringen wenig. Wichtiger ist es, die Qualität in den bestehenden Strukturen zu erhöhen, um so Bildungsarmut zu reduzieren und die Durchlässigkeit des Bildungssystems zu erhöhen“, erklärt Prof. Dr. Axel Plünnecke, Studienleiter beim IW Köln.

 

 

Zur Studie „Bildungsmonitor“

In die Studie Bildungsmonitor 2014 werden 93 Indikatoren einbezogen. Darunter Indikatoren zur Beschreibung der Infrastruktur, beispielsweise zur Verfügbarkeit von Ganztagsschulen und Ganztagsbetreuungsmöglichkeiten sowie den Betreuungsrelationen an Schulen. Des Weiteren sind es Indikatoren, die den Zugang zu Bildung beschreiben, wie Schulabbrecherquoten, Abbrecherquoten von Ausländern und den Anteil der Schüler, die von Bildungsarmut betroffen sind. Außerdem werden Indikatoren einbezogen, die die Qualität der schulischen Leistung und den Zugang zu höheren Bildungsabschlüssen abbilden. Damit messen die Indikatoren sowohl Aspekte der Bildungsgerechtigkeit, als auch Impulse des Bildungssystems zur Stärkung der Qualifikationsbasis der Volkswirtschaft. Die zu Grunde liegenden Daten beziehen sich zumeist auf das Jahr 2012 oder 2013: zum jetzigen Zeitpunkt liegen keine aktuelleren statistischen Daten in Deutschland vor.

Neben einer Bestandsaufnahme zur Leistungsfähigkeit des Bildungssystems werden die Ergebnisse des Bildungsmonitors 2014 auch mit dem Vorjahr verglichen. So gibt die Studie auch darüber Auskunft, welches Bundesland die größten Verbesserungen in seinem Bildungssystem erreicht hat.

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