Fortschritte in Ostdeutschland
Wissenschaftler des ifo-Instituts haben Zahlen und Fakten zum Lebensstandard in den neuen Bundesländern ermittelt und diese Daten mit dem Stand kurz nach der Deutschen Einheit verglichen. Das Gutachten ermöglicht einen nüchternen Blick auf die Fortschritte von Wohlstand und Wirtschaftskraft in Ostdeutschland.
Vor 20 Jahren wurde die Deutsche Einheit mit dem Beitritt der wiedergegründeten ostdeutschen Länder zur Bundesrepublik vollendet. Vierzig Jahre lang hatten sich die Wirtschaft in der DDR und der Bundesrepublik auseinander entwickelt.
Während der Westen zu den führenden Industrienationen der Welt aufstieg, konnte die DDR in dieser Zeit nur ein bescheidenes Wohlstandsniveau erreichen. Schätzungen zufolge lagen die Produktivität und damit die realen Einkommen in der DDR-Wirtschaft im Jahr 1989 nur bei etwa einem Drittel des westdeutschen Niveaus. Das Angebot an Konsumgütern war vorrangig auf die Erfüllung der Grundbedürfnisse ausgerichtet, der Kapitalstock in der Produktion weitgehend veraltet, die Infrastruktur verschlissen und die Umweltsituation bedrohlich. Die „friedliche Revolution“ des Jahres 1989 hatte eine ihrer wesentlichen Ursachen in der ökonomischen Rückständigkeit der DDR und der daraus resultierenden Unzufriedenheit der Bevölkerung mit ihren materiellen Lebensverhältnissen.
Mit der Vereinigung verbanden sich große Hoffnungen, die insbesondere auf eine rasche Angleichung der (materiellen) Lebensverhältnisse an westdeutsche Standards gerichtet waren. Die Menschen im Osten Deutschlands wollten teilhaben am gesellschaftlichen Wohlstand „des Westens“ und erhofften sich von der Einführung marktwirtschaftlicher Prinzipien ein neuerliches „Wirtschaftswunder“. Auch wenn sich inzwischen gezeigt hat, dass die anfänglichen Erwartungen über die Schnelligkeit des Aufholprozesses nicht erfüllt werden konnten, ist man 20 Jahre nach der Vereinigung diesem Ziel schon recht nahe gekommen, zumal dann, wenn berücksichtigt wird, dass auch im Westdeutschland durchaus erhebliche regionale und individuelle Wohlstandsunterschiede bestehen. Vor allem muss die wirtschaftliche Entwicklung in Ostdeutschlands dann als Erfolg gewertet werden, wenn die Ausgangssituation berücksichtigt wird; die noch bestehenden Rückstände verlieren unter dieser Perspektive stark an Brisanz.
Im Auftrag der INITIATIVE NEUE SOZIALE MARKTWIRTSCHAFT (INSM) legt das IFO INSTITUT im Jahr 20 der Deutschen Einheit einen Vergleich der Situation in Ostdeutschland am aktuellen Rand mit der Ausgangslage zum Ende der DDR vor. Sie aktualisiert zentrale Daten und Befunde eines bereits im vergangenen Jahr veröffentlichten Gutachtens. Arbeitsmarkt und Wirtschaft, Bildung, Lebensstandard und Gesundheitsversorgung – es wurde eine Vielzahl von Indikatoren erhoben. Sie zeigen deutlich, wie gut Ostdeutschland sich seither entwickelt hat.