Im Deutschland Check August von INSM und WiWo bewerten die Wissenschaftler des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln den Abbruch der Einführung des elektronischen Entgeltnachweises „ELENA".
13. August 2011
Wirtschaftsentwicklung: Von Verunsicherung geprägt
Hinsichtlich der weiteren konjunkturellen Entwicklung ist Verunsicherung eingetreten. Die wirtschaftliche Lage in der Realwirtschaft in Deutschland ist zwar nach wie vor intakt, aber auf den Finanzmärkten ziehen dunklere Wolken auf. Im Juli war die Stimmung geprägt von der notwendigen Anhebung der Verschuldungsgrenze in den USA, um eine ansonsten drohende Zahlungsunfähigkeit der USA zu verhindern. Demokraten und Republikaner stritten heftig über den richtigen Kurs in der Wirtschaftspolitik. Die Einigung in letzter Minute Anfang August fällt nicht mehr in den Beobachtungszeitraum für diesen D-Check. Es war aber nicht allein die ungeklärte Situation in den USA, die für Verunsicherung sorgte, sondern auch in der Euro-Zone blieb die Verschuldungskrise im Juli ein dominantes Thema. Die von der EU aufgespannten Rettungsschirme konnten nur für kurze Zeit die Märkte beruhigen. Noch immer ist Stimmung von Nervosität geprägt und die Gefahr einer Infizierung anderer Länder wie Spanien und Italien nicht gebannt. Hinzu kommt, dass in den USA angesichts der schleppenden wirtschaftlichen Entwicklung und der enttäuschenden Nachrichten vom Arbeitsmarkt sogar schon von einem möglichen Rückfall in eine erneute Rezession gesprochen wird. All das drückt aktuell die Stimmung.
Die gedämpften konjunkturellen Perspektiven haben erste Spuren beim Wachstumsindex bereits hinterlassen, erfreulicherweise jedoch nicht beim Arbeitsmarktindex, der seinen Aufwärtstrends auch im Juli weiter fortsetzte.
Die Ergebnisse im Einzelnen:
Beide Teilindikatoren trugen im Juni zum Anstieg des Arbeitsmarktindex bei:
Der Wachstumsindex ist im Juli eingebrochen. Alle drei Subindikatoren haben diesmal ein negatives Vorzeichen:
Was wurde beschlossen?
Die Bundesregierung hat am 19. Juli den Beschluss gefasst, den elektronischen Entgeltnachweis „ELENA“ zu stoppen. ELENA sah die Meldung von Arbeitnehmerdaten an die Deutsche Rentenversicherung vor, um Bescheinigungen in Papierform zu ersetzen. Die Umstellung wurde Anfang 2010 begonnenen und sollte 2012 abgeschlossen sein. Dabei bildete ELENA einen wichtigen Bestandteil innerhalb des Beschlusses der Bundesregierung, die Bürokratiekosten für die Unternehmen gegenüber dem Ausgangsjahr 2006 um ein Viertel zu reduzieren, und zwar netto unter Berücksichtigung neuer administrativer Kosten.
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Begründung:
Die Euro-Krise stellt die Europäische Union vor eine harte Bewährungsprobe. Allerdings ist die Schuldenkrise im Euro-Raum in den Unternehmen noch nicht breitflächig spürbar. Auch bis zum Jahresende rechnen die Unternehmen mit keiner drastischen Verschärfung der Folgen der Währungskrise für das betriebliche Geschehen. So lautet das Ergebnis des aktuellen IW-Unternehmervotums, das Ende Juli/Anfang August 2011 von der IW Consult GmbH durchgeführt wurde. 753 Unternehmen aus den Bereichen Industrie und industrienahe Dienste haben hier ihre Betroffenheit sowie die erwarteten Rückwirkungen durch die aktuelle Währungskrise bewertet. Seit Beendigung der Umfrage hat sich die Situation auf den europäischen Finanzmärkten innerhalb weniger Tage drastisch zugespitzt. Am Ende der ersten Augustwoche hat die Schuldenkrise in Europa und den USA die Börsen weltweit abstürzen lassen. Die Folgen dieser rasanten Entwicklungen für die deutsche Wirtschaft sind derzeit noch nicht absehbar.
Betroffenheit von der Euro-Krise. Nur wenige Unternehmen der Industrie und industrienahen Dienstleistungen sind bislang von der Euro-Krise negativ betroffen. Zum Zeitpunkt der Befragung spürte die Mehrheit der Unternehmen die Schuldenkrise noch gar nicht. Es sind vor allem die großen Unternehmen (ab 50 Millionen Euro Umsatz), aber auch etwas abgeschwächter die Industrieunternehmen, die häufiger als andere Unternehmen nachteilige Effekte heute schon wahrnehmen.
Erwartungen bis zum Jahresende. Gut zwei Fünftel der Unternehmen rechnen mit keiner Verschärfung der Folgen der Währungskrise bis zum Jahresende. Mehr als ein Drittel der befragten Geschäftsführer gibt zum Zeitpunkt der Umfrage an, dass sich die aktuelle Situation im Euro-Raum für ihr Unternehmen zuspitzen könnte. Es sind jedoch nur sehr wenige, die von einer drastischen Verschlimmerung ausgehen. Aufgrund der höheren aktuellen Betroffenheit sind Groß- und Industrieunternehmen deutlich skeptischer bezüglich ihrer Erwartungen bis zum Jahresende als andere Unternehmen. Eine Abmilderung der Situation wird in den meisten Fällen für unrealistisch erachtet. Immerhin ein Fünftel der Unternehmen kann die Entwicklung der Euro-Krise und die möglichen Folgen für das Unternehmen noch nicht abschätzen.
Betroffene Unternehmensbereiche. Die größte Befürchtung der Unternehmen sind steigende Rohstoff- und Energiepreise als ein Resultat der Währungskrise. Danach folgen Sorgen um steigende Finanzierungskosten sowie einer Kaufzurückhaltung bei den Kunden. Kaum Themen sind bisher die Gefahr einer verstärkten Verlagerung von Unternehmensbereichen ins Ausland oder der Abbau von Arbeitsplätzen als Folge der Euro-Krise. Es sind insbesondere die Industrie- und die Großunternehmen die am ehesten mit negativen Effekten in den verschiedenen Unternehmensbereichen rechnen.