Die Menschen
Schon immer unentbehrlich …

Stephanie Bschorr

Lesen Sie den Stephanie Bschorr Artikel „Schon immer unentbehrlich: Frauen in der deutschen Wirtschaft “ in „Das Deutschland-Prinzip“.

30. Juli 2015

Dieser Beitrag erscheint im Original im Buch „Das Deutschland-Prinzip“. Im Buch erörtern 175 prominente Gastautoren Ihre Standpunkte darüber, was  Deutschland stark macht.
Lesen Sie hier eine Auswahl der Beiträge.

 

Schon immer unentbehrlich: Frauen in der deutschen Wirtschaft

Früher oft unterschätzt, bis heute unterrepräsentiert, und doch unentbehrlich: Frauen in deutschen Unternehmen. Ihr Beitrag zur Wirtschaftsleistung Deutschlands verdient Anerkennung. Über viele Jahre jedoch wurden Frauen in der Wirtschaft bestenfalls als Übergangserscheinung betrachtet. Noch bis in die 60er galten Bemerkungen wie „Frauen soll man lieben, aber keine Geschäfte mit ihnen machen“ als Bonmots und wurden sogar in Wirtschaftsmedien gedruckt.

Heute sind Unternehmerinnen in der Gesellschaft angekommen. Zwar sind es nach wie vor mehrheitlich Männer, die den Schritt in die Selbständigkeit wagen. Doch die Zahl der unternehmerisch tätigen Frauen wächst. So ist heute eine von drei Selbständigen eine Frau. Beachtlich ist, dass die Zuwachsrate bei den weiblichen Selbständigen in den letzten zehn Jahren mit einem Plus von 35 Prozent deutlich höher ist als die Zunahme der männlichen Selbständigen, die im selben Zeitraum nur um 15 Prozent gestiegen ist. Frauen holen also auf in Sachen Selbständigkeit. Gleiches gilt für die Erwerbstätigkeit generell. Es sind vor allem die Frauen, auf die der Rekordstand der Beschäftigungsverhältnisse zurückzuführen ist.

Mehr erwerbstätige, mehr unternehmerisch tätige Frauen – und auch im Bereich der Führungspositionen tut sich langsam was: Schritt für Schritt erweitern Frauen nicht nur ihre Teilhabe an der Wirtschaft, sondern zugleich die Perspektiven unternehmerischen Wirkens. Und sie setzen neue Impulse. Bei Firmengründungen tendieren sie in der Regel zu kleineren Unternehmen. Sie bevorzugen häufiger einen langsamen Unternehmensausbau anstelle einer raschen Erweiterung.

Chefinnen legen mehr Wert auf Mitarbeiterbindung und sie selbst leben eine größere Flexibilität: Unter den Selbständigen mit Beschäftigten finden sich fast fünfmal mehr Frauen als Männer in Teilzeit.

Interessant: Die Impulse, die Frauen in die Wirtschaft einbringen, kor- respondieren mit den entscheidenden Zukunftsanforderungen für deutsche Unternehmen generell – Flexibilität, Variabilität und Nachhaltigkeit sind die zentralen Herausforderungen unserer Zeit.

Der Wandel unserer Arbeits- und Unternehmenskultur gilt auch für deren ideelle Grundlagen: Das tradierte Bild des dominanten Führungsstils ist nicht zeitgemäß. Moderne Unternehmensführung zeichnet sich heute neben Fachkenntnis und Erfahrung vor allem durch einen kooperativen, klaren Kommunikationsstil aus. Vermeintlich weibliche Eigenschaften bereichern heute den Kanon guter Führung: Neben die Wettbewerbsorientierung tritt Teamfähigkeit, Durchsetzungswille wird durch Kompromissbereitschaft ergänzt und in Summe ergibt all das: ökonomische und gesellschaftliche Zukunftskompetenz, und zwar unabhängig vom Geschlecht.

Mein Fazit: Unterschätzt zu werden haben Frauen in der deutschen Wirtschaft hinter sich. Unterrepräsentiert zu sein in ihren Führungsetagen sollte bald der Vergangenheit angehören. Davon profitieren werden alle Seiten. Lassen Sie uns hier endlich ökonomisch sinnvoll handeln.