Die Menschen
Marie-Christine Ostermann

Mehr Schulden? Nein, danke!

Lesen Sie den Marie-Christine Ostermann Artikel „Mehr Schulden? Nein, danke!“ in „Das Deutschland-Prinzip“.

15. Juli 2015

Dieser Beitrag erscheint im Original im Buch „Das Deutschland-Prinzip“. Im Buch erörtern 175 prominente Gastautoren Ihre Standpunkte darüber, was  Deutschland stark macht.
Lesen Sie hier eine Auswahl der Beiträge.

 

Mehr Schulden? Nein, danke!

„Ihr seid ein gut aufgestelltes Familienunternehmen. Aber ihr könntet doch noch viel mehr Geld verdienen, wenn ihr mehr Kredite aufnehmen würdet.“ Diesen Rat habe ich während meines Studiums von Kommilitonen immer wieder erhalten. Doch fragte ich mich, ob mehr Schulden wirklich richtig wären. Meine Urgroßeltern hatten Rullko gegründet und mein Vater baute das Unternehmen zu einem Lebensmittelgroßhändler mit Millionenumsätzen auf. Bereits im Alter von 16 Jahren teilte ich meinem Vater mit, dass auch ich das Unternehmen weiterführen möchte.

Mein Vater hat mir stets vorgelebt, wie wichtig es trotz des unternehmerischen Risikos ist, nachts ruhig schlafen zu können. Daher werden die Gewinne, die das Unternehmen erwirtschaftet, seit Jahrzehnten fast komplett im Betrieb belassen. Unsere Eigenkapitalquote ist überdurchschnittlich hoch. So sind wir bankenunabhängig und haben auch in schwierigen Zeiten genug Liquidität und Puffer. Vielleicht wachsen wir etwas langsamer, aber wir stehen langfristig auf einem sicheren Fundament.

Viele Familienunternehmen sind ähnlich solide aufgestellt wie wir. Das ist Deutschlands große Stärke. Denn der wirtschaftliche Erfolg unseres Landes beruht in hohem Maß auf der Leistung vieler Familienbetriebe. Etwa 95 Prozent der Firmen in Deutschland sind Familienunternehmen. Sie stellen rund 80 Prozent der Ausbildungsplätze zur Verfügung, rund 57 Prozent der Arbeitsplätze und ca. 42 Prozent des Umsatzes aller Unternehmen. Thesaurierungsbestimmungen und selbst auferlegte Veräußerungsverbote außerhalb der Familie haben die Betriebe stark und krisensicher gemacht.

 

Gelingt der Generationenwechsel nicht, kommen meist Investoren mit Managern zum Zuge, die dem Betrieb kurzfristig riesige Renditen entlocken wollen.

 

 

 

Ihnen sind Familienunternehmer weit voraus: Sie verfügen über das generationenübergreifende Verständnis für das Unternehmen und seine Mitarbeiter, das langfristige Denken und die besondere Verantwortung, mit dem eigenen Vermögen für alle unternehmerischen Entscheidungen einzustehen.

 

 

 

Damit Deutschland weiter stark bleibt, müssen wir in Zukunft zum einen noch bessere Anreize schaffen, dass möglichst viel Eigenkapital in den Unternehmen aufgebaut wird: Es muss Schluss sein mit der steuerlichen Privilegierung von Fremdkapital ! Zum anderen brauchen wir ein unternehmerfreundliches Klima, das noch viel mehr Menschen Lust auf Unternehmertum macht: Lust darauf, die Nachfolge im Familienunternehmen anzutreten, oder Lust darauf, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Packen wir es an!