Die Menschen
Dr. Manfred Wittenstein

Dr. Manfred Wittenstein

Lesen Sie Dr. Manfred Wittensteins Artikel "Geschäftsmodell Deutschland – erfolgreich Zukunft unternehmen" in "Das Deutschland-Prinzip".

Dieser Beitrag erscheint im Original im Buch „Das Deutschland-Prinzip“. Im Buch erörtern 175 prominente Gastautoren Ihre Standpunkte darüber, was  Deutschland stark macht.
Lesen Sie hier eine Auswahl der Beiträge.

 

Geschäftsmodell Deutschland – erfolgreich Zukunft unternehmen

Deutschland ist ein Hochleistungsnetzwerk, und dieses komplexe Gebilde muss auch auf höchstem Niveau funktionieren – ist doch das Typische und Erfolgreiche am „Geschäftsmodell Deutschland“ der starke und innovative industrielle Kern der Wertschöpfung insgesamt sowie die auffallend hohe Weltmarktorientierung von Unternehmen der einschlägigen Branchen. Der Erfolg beruht dabei oft auf wissensintensiven und individualisierten Lösungen, die in der räumlich eng vernetzten Landschaft aus Wirtschaft und Wissenschaft allerbeste und schwer kopierbare Voraussetzungen finden. Innovationsfreude, Leidenschaft und auch ein gesundes Maß Understatement, Achtsamkeit und Bescheidenheit machen hier die Musik, oft mittelstandsgeprägt und familiengeführt. Dieser Aufstellung und Ausrichtung haben wir in ganz erheblichem Maße unseren Wohlstand zu verdanken; das ist in den letzten Jahren immer deutlicher unterstrichen geworden.

Dieser Erfolg ist allerdings nicht selbstverständlich und muss täglich neu errungen werden. Die Globalisierung sowie technologische Entwicklungen stellen bestehende Netzwerke auf den Prüfstand – zunehmend mobile Produktionsfaktoren wie Kapital und Wissen, rasant sinkende Transaktionskosten und die Grenzenlosigkeit von Produzenten- und Konsumentenentscheidungen strafen Defizite über kurz oder lang ab. Nur durch ein intelligentes und verantwortungsvolles Miteinander von Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft wird es gelingen, als Standort attraktiv für knappe Ressourcen zu bleiben und innovative Spitzenleistungen in Wohlstand und Beschäftigung umzumünzen. Auch für die kommenden Generationen soll dies eine realistische Perspektive, eine mögliche Zukunft sein.<o:p></o:p>

 Zukunft kann nicht gewusst werden, sie lässt sich nicht hintergehen. Allerdings lässt sie sich gestalten. Jeder Einzelne ist aufgefordert, in diesem Sinne Zukunft nicht nur zu ertragen, sondern sie zu unternehmen. Eine besondere Rolle haben dabei die Unternehmen, präziser: die Unternehmer. Sie sind die Entdecker und Zerstörer im Schumpeterschen Sinne – zeitlos: gestern, heute und morgen. Immer ging und geht es darum, in einem Prozess schöpferischer Zerstörung Altes durch Neues, Gutes durch noch Besseres abzulösen – wissend, dass kein Vorsprung von Dauer ist, Bedarfe und Lösungen in eine ungewisse Zukunft hinein permanent weiterentwickelt werden müssen. Daran wird sich auch im 21. Jahrhundert nichts ändern. Was sich jedoch permanent verändert, ist die Einbettung des unternehmerischen Tuns in den gesamtgesellschaftlichen und globalen Kontext. Ein Unternehmen ist mehr und mehr lediglich Subsystem anderer Systeme und steht in vielfältigen relevanten Wechselbeziehungen, zudem oft in interkultureller Dimension. Systemisches unternehmerisches Verständnis sowie kommunikativer, achtsamer Austausch mit den verschiedensten gesellschaftlichen und kulturellen Gruppen gewinnen insofern an Bedeutung.

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Wie genau und mit welchen Lösungen sich der globale Wettbewerb gewinnen lässt, ist ungewiss. Doch Unternehmer sind genau in diesem Gelände Spezialisten; sie unternehmen Zukunft und sind bereit, das damit verbundene Risiko auf sich zu nehmen. Die Fähigkeit zur Vernetzung und Anpassung hilft bei dieser Expedition. Unternehmen müssen flexibel und schnell sein in einem sich ständig wandelnden Umfeld, sie müssen Partner und Kunden emotional erreichen und begeistern können. Und ein Unternehmer trägt in dieser Welt eine große Verantwortung, die weit über sein eigenes Unternehmen hinausgeht; sein Denken und Handeln sollte durchzogen sein von gesamtgesellschaftlicher Verantwortung und Respekt. Die Zeiten egozentrischer Unternehmer sind vorbei.