Ideen für den Neustart

Deutschland fährt besser mit mehr Teilhabe

Ideen für den Neustart

Deutschland fährt besser mit mehr Teilhabe

Der Abbau von Armutsrisiken, etwa durch bessere Kinderbetreuung und mehr Beschäftigungsangebote, verbessert die Lebenszufriedenheit. – Lesen Sie hier, welche Herausforderungen bei diesem Thema auf uns zukommen und welche Lösungsangebote die INSM hat.

Herausforderung

Arbeit ist in der Regel die Grundvoraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe. Sie sorgt für Lebenszufriedenheit und ist die finanzielle Basis für die Existenz. Arbeit bietet zugleich Perspektiven wie Aufstiegschancen und ist das einzig nachhaltige Mittel gegen Armut. Hierzulande sind Alleinerziehende, Menschen mit Migrationshintergrund und Arbeitslose häufiger armutsgefährdet, weil es für diese Gruppen oft schwieriger ist, in Arbeit zu kommen. Hürden sind unter anderem fehlende Kinderbetreuung, zu geringe Qualifikation oder auch fehlende Anreize in Form von zu geringen Hinzuverdienstmöglichkeiten bei Transferbezug.

Lösungsangebot

  • Anreize schaffen. Wer Grundsicherung bezieht und wieder auf eigenen Beinen stehen möchte, für den sollte sich die Aufnahme einer Arbeit finanziell auch lohnen. Damit das so ist, braucht es eine Reform der Hinzuverdienstmöglichkeiten für Menschen in Grundsicherung.
  • Kita-Betreuung ausbauen. Grundvoraussetzung für die Erwerbstätigkeit von Eltern ist eine verlässliche Kinderbetreuung. Es fehlen derzeit etwa 340.000 Kita-Plätze für die ganz Kleinen (unter Dreijährigen). Diese gilt es rasch zur Verfügung zu stellen. Auch ist für die Erhöhung der Erwerbsbeteiligung der genannten Gruppen ein Ausbau der Ganztagsschulen zentral.
  • Weiterbildungen für Geringqualifizierte. Bildung ist die Basis für ein selbstbestimmtes Leben. Grundsicherungsempfängerinnen und -empfänger haben häufig Qualifizierungsdefizite, bekommen jedoch seltener langfristige Weiterbildungsangebote als Personen, die Arbeitslosengeld I beziehen. Weiterbildungen für Menschen in Grundsicherung sollten deutlich ausgeweitet werden, denn sie entfalten tendenziell erst nach längerer Dauer positive Wirkungen.
  • Mehr als 44 Millionen Menschen mit Wohnort in Deutschland waren im Sommer 2020 erwerbstätig, davon knapp 38 Millionen abhängig beschäftigt. Im Februar 2021 waren 1,6 Millionen erwerbsfähige Grundsicherungsempfängerinnen und -empfänger arbeitslos.
  • Die Erwerbstätigenquote von Müttern mit mindestens einem Kind unter 18 lag 2019 rund 18 Prozentpunkte unter der von Vätern mit mindestens einem Kind unter 18.
  • Durch die hohen Abzüge auf Transfers je hinzuverdientem Euro lohnt sich eine Ausweitung der Arbeitszeit in Richtung Vollzeit für Aufstockende kaum. Unter ihnen arbeiten nur 12 Prozent in Vollzeit und 32 Prozent gingen einer geringfügigen Beschäftigung nach.


Lesehilfe: Die Abbildung zeigt, dass das verfügbare Einkommen von Menschen in Grundsicherung für die ersten 100 Euro Bruttoeinkommen dank des Grundfreibetrags relativ stark steigt. Bei darüber hinausgehenden Einkommen verläuft die Linie des verfügbaren Einkommens jedoch deutlich flacher, das heißt, mit jedem Zuwachs beim Bruttoeinkommen ist nur ein kleiner Zuwachs beim verfügbaren Einkommen verbunden. Bei einem Bruttoeinkommen von 1.000 Euro monatlich bleiben netto 800 Euro, die um knapp 400 Euro durch Grundsicherung aufgestockt werden. Wenn dieser Single nun sein Bruttoeinkommen um 250 Euro ausweitet, steigt sein verfügbares Einkommen nur um wenige Euro.

Quelle: IW-Köln, 2019

Arbeit ist das beste Mittel für Teilhabe und gegen Armut. Arbeitslosigkeit ist das größte Armutsrisiko. Während 2019 bei den Erwerbstätigen in Deutschland – auch den geringfügig Beschäftigten – 10 Prozent armutsgefährdet waren, lag der Anteil bei den Arbeitslosen mit 64 Prozent deutlich höher. Armutsgefährdet heißt hier, dass das Nettomonatseinkommen eines Singles unter 1.100 Euro liegt.