Studien
Leistung belohnen

Bernhard Bueb fordert leistungsorientierte Bezahlung für Lehrer

Modell für neue Lehrerbesoldung in Berlin. Wenige Tage vor der Veröffentlichung der PISA-Ergebnisse für die deutschen Bundesländer hat der ehemalige Schulleiter Bernhard Bueb die Kultusminister aufgefordert, die einsetzende Pensionierungswelle an den Schulen, für die Einführung einer leistungsorientierten Besoldung für Lehrer, zu nutzen.

11. November 2008

Bernhard Bueb Der ehemalige Schulleiter des Internats Schloss Salem, Bernhard Bueb

Knapp ein Drittel der etwa 650.000 Lehrer gehen in den kommenden zehn Jahren in Pension. "Das ist der beste Zeitpunkt, unser leistungsfeindliches System ad acta zu legen", so Bueb. "Engagierte Lehrer sollen mehr haben als die anderen."

Den Bundesländern stehen mit den Pensionierungen jährlich zusätzlich 616 Millionen Euro zur Verfügung, weil die in Pension gehenden Lehrer meist sechs Besoldungsstufen über den sie ersetzenden jungen Lehrern verdienen. Das haben Bildungsforscher des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) errechnet. 

Zusammen mit Bueb stellte das IW heute in Berlin ein leistungsorientiertes Besoldungsmodell vor, das auf den frei werdenden Geldern aufbaut. Die Summe von insgesamt 616 Millionen Euro erhöht sich auf knapp 2,8 Milliarden Euro pro Jahr, wenn das Senioritätsprinzip, nach dem die Gehälter mit den Dienstjahren steigen, eingefroren wird. Pro verbeamteten Lehrer stehen dann jährlich 4.000 Euro für Zuschüsse und Prämien zur Verfügung.

Bueb, Höfer, Stettes und Klein Bernhard Bueb (links) neben INSM-Geschäftsführer Max A. Höfer

"Ein frisch eingestiegener Lehrer kann sein Gehalt durch Zulagen und Prämien in wenigen Jahren um über 50 Prozent erhöhen", sagt Oliver Stettes vom IW. "Ein motivierter Lehrer wird auch motivierte Schüler haben."

Das IW-Modell, das in den Bundesländern umgehend eingeführt werden könnte, sieht 12 unterschiedliche Zulagen und Prämien vor. So sollen Direktionen und Lehrer Zielvereinbarungen mit entsprechenden Prämienausschüttungen vereinbaren.
Zulagen fließen beispielsweise an Lehrer, die bereit sind, an Problemschulen oder in benachteiligten Regionen zu unterrichten. Die Schlechterstellung von Hauptschullehrern fällt weg. Auch korrekturintensive Fächer wie beispielsweise Fremdsprachen oder Deutsch sollen entsprechend stärker belohnt werden. Zulagen erhalten zudem Klassen- und AG-Leiter sowie Lehrer, die sonstige Führungsfunktionen übernehmen oder in Abschlussklassen unterrichten. Gefördert werden auch Fächer, in denen Lehrer fehlen, wie beispielsweise Physik.

"Leistungsanreize können Lehrer motivieren und führen zu besseren Schülerleistungen. Das zeigen Untersuchungen im Ausland und nicht zuletzt die PISA-Musterländer Finnland und Niederlande", sagt Max A. Höfer, Geschäftsführer der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft.