Zu hoch, zu steil, zu ungerecht

Spitzensteuersätze im Vergleich

Viele europäische Länder haben in den letzten Jahren die Spitzensteuersätze reduziert. Das zeigt eine neue Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG. Runter gingen die Steuern vor allem in mittel- und osteuropäischen Staaten wie der Ukraine, Rumänien, Slowakei, Bulgarien und Tschechien. Zwischen 2003 und 2008 sind die Steuern aber auch in Frankreich, Italien und Spanien gesenkt worden. Auch in Deutschland zeigte der Pfeil in 2004 und 2005 zunächst nach unten (auf 42 Prozent). Dann aber – mit Einführung der sogenannten Reichensteuer – wieder nach oben. Mit 45 Prozent liegt die Bundesrepublik im europäischen Mittelfeld. In Kombination mit einem durchaus moderaten Eingangssteuersatz von 15 Prozent (ab 2009 sogar 14 Prozent) verläuft der deutsche Steuertarif allerdings besonders steil. So werden von der Progression insbesondere die Bezieher mittlerer Einkommen hart getroffen. Das fördert in Zeiten der Wirtschaftskrise nicht gerade die Binnennachfrage. Von einer Lohnerhöhung von 100 Euro bleiben einem Durchschnittsverdiener nicht einmal 50 Euro netto übrig. Das hat mit Leistungsgerechtigkeit nichts mehr zu tun. Wenn wir wieder an den Wachstumspfad der vergangenen Aufschwungjahre anknüpfen wollen, muss die Leistungsbereitschaft der Menschen auch steuerlich honoriert werden. Insoweit bleibt die Reform des Steuerrechts eine der wichtigsten Hausaufgaben für die Politik.

Autor:

Dr. Oliver Knipping ist Gründer & stellvertretender Vorsitzender des Instituts für Unternehmerische Freiheit in Berlin sowie Mitglied der Mont Pelerin Society.

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