Wie entsteht Schwarzarbeit - und wie lässt sie sich eindämmen?
Warum ist die Schattenwirtschaft in unterschiedlichen Staaten unterschiedlich hoch? Was lässt sie wachsen? Wie lässt sie sich eindämmen? Prof. Schneider hat die Entwicklungen der vergangenen 20 Jahre untersucht. Wir fassen die zentralen Ergebnisse zusammen.
Prof. Dr. Friedrich Schneider hat in seinem Aufsatz „Schattenwirtschaft und Schattenarbeitsmarkt: Die Entwicklungen der vergangenen 20 Jahre“ die wichtigsten Kausalfaktoren zusammengetragen, die zu Schwarzarbeit, Steuerhinterziehung und Korruption führen. Bei der Betrachtung dieser Faktoren fällt auf, dass sich durch eine entsprechende Gestaltung die Schattenwirtschaft eindämmen lässt.
Eine hohe Belastung der Steuerzahler mit Steuern und Sozialabgaben führt dazu, dass versucht wird, die Steuern und Abgaben zu umgehen und stattdessen schwarz zu arbeiten oder Steuern zu hinterziehen. Eine große Bedeutung dürfte hier auch das Gerechtigkeitsempfinden haben: Wer die Belastung seines Arbeitseinkommens als ungerecht hoch empfindet, ist eher bereit zu versuchen, die Belastung zu reduzieren.
Die Qualität der staatlichen Institutionen ist ein weiterer wichtiger Einflussfaktor. Je weniger effizient die staatlichen Institutionen und je verschwenderischer sie mit dem Geld umgehen, umso höher ist die Bereitschaft, in der Schattenwirtschaft tätig zu sein.
Insbesondere eine korrupte bürokratische Verwaltung und ein schlecht funktionierendes Rechtssystem führen zu einer Zunahme der Schattenwirtschaft. Demgegenüber führt eine effiziente Verwaltung, die die Steuereinnahmen möglichst zielführend für produktive öffentliche Sektoren – wie Bildung, Sicherheit und Infrastruktur – nutzt zu einer Eindämmung der Schattenwirtschaft.
Regulierungsmaßnahmen, welche die Freiheiten der Bürger einschränken, wie zum Beispiel der Mindestlohn, die Mietpreisbremse, EEG-Umlage, GEZ-Gebühren, führen zu einer Einschränkung der individuellen Möglichkeiten und einer Verteuerung der Arbeit in der offiziellen Wirtschaft. Somit führt ein hohes Maß an Regulierung zu einem stärkeren Anreiz, sich in der Schattenwirtschaft zu betätigen.
Die Abschreckung durch Strafen hat interessanterweise einen eher geringen Einfluss auf das Ausmaß der Schattenwirtschaft, insbesondere wenn die Wahrscheinlichkeit entdeckt zu werden gering eingeschätzt wird. Wichtig ist insbesondere, dass das Strafausmaß als gerecht und angemessen empfunden wird, um die Schattenwirtschaft einzudämmen. So können vermutlich als zu hart empfundene Maßnahmen sogar die Steuermoral untergraben.
Die allgemeine Steuermoral hat logischerweise einen großen Einfluss auf das Ausmaß der Schattenwirtschaft. Die Steuermoral wird von einem fiktiven Vertrag zwischen Staatsbürger/ Steuerzahler und Staat beeinflusst, in dem auf der einen Seite die Rechte und Pflichten des Bürgers und auf der anderen Seite die des Staates erfasst sind. Wenn die Steuerzahler das Verhältnis der beiden Seiten als angemessen empfinden, sind sie eher bereit korrekt ihre Steuern zu zahlen.
Der Umgang der Behörden mit ihren Staatsbürgern spielt ebenfalls eine bedeutende Rolle. Werden die Bürger eher wie gleichberechtigte Partner behandelt, als dass sie sich ausgebeutet fühlen, sind sie eher bereit korrekt ihre Steuern zu zahlen. Vermutlich beeinflussen auch kulturelle und historische Gegebenheiten die sozialen Normen und damit die Steuermoral einer Gesellschaft.
Die offizielle wirtschaftliche Entwicklung scheint zudem einen Einfluss auf das Ausmaß der Schattenwirtschaft zu haben. Je höher die Arbeitslosenquote und je schlechter die wirtschaftliche Entwicklung, umso eher sind Menschen bereit an schattenwirtschaftlichen Aktivitäten teilzunehmen.
Diese Gründe für Schattenwirtschaft geben Anhaltspunkte, wo staatliches Handeln ansetzen kann, um die Schattenwirtschaft zum Wohle aller Steuerzahler und Bürger einzudämmen:
- Geringes bzw. als fair empfundenes Ausmaß an Steuern und Sozialabgaben,
- hohe Effizienz staatlicher Institutionen,
- geringes Ausmaß an freiheitreduzierender Regulierung,
- gerecht empfundene Strafen für Schattenwirtschaft,
- positive Beeinflussung der Steuermoral durch anständigen Umgang mit Steuergeldern und Steuerzahlern
- sowie eine möglichst positive wirtschaftliche Entwicklung.
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Autor:
Dr. Markus A. Hessler studierte, lehrte und forschte in Bochum, Hagen und Hamburg. Er arbeitet aktuell als Strategieberater für Digitalisierung, Strategieentwicklung, Marketing-Management, Finance und Projektmanagement und lehrt in betriebs- und volkswirtschaftlichen Schwerpunkten an verschiedenen Hochschulen.