Warum Kryptowährungen ein logischer Bestandteil von Blockchain und Industrie 4.0 sind
Bitcoin, Ripple, Ether – Kryptowährungen erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. In einer zunehmend digitalisierten Weltwirtschaft ist digitales Geld eine logische Entwicklung, erklärt Blockchainexperte Ralph Bärligea.
Vielfach hört man noch immer die Ansicht, dass die Blockchain-Technologie an sich eine gute Sache sei und eine große Zukunft habe. Die Kryptowährungen als erste Anwendung der Blockchain-Technologie seien jedoch vermutlich nur eine vorübergehende Erscheinung, ihre Zukunft ungewiss, wenn nicht sogar ausgeschlossen. Moderatere Stimmen glauben schon an eine Zukunft von Kryptowährungen, zweifeln aber daran, dass sie staatliche Währungen in ihrer derzeitigen Form ersetzen können. Sie sagen voraus, dass Kryptowährungen weiterhin parallel zu staatlichen Währungen existieren und bestimmte Spezial- und Nischenfunktionen übernehmen. Ökonomisch betrachtet haben diese Währungen allerdings das Potenzial, zum weltweit allgemein akzeptierten Zahlungsmittel werden, wie jüngst sogar das World Economic Forum in einer Studie bestätigte.
Die Geldfunktion ist der ökonomisch initiale und wichtigste Treiber hinter Blockchain
Einerseits schafft die Blockchain-Technologie durch ihre Fälschungssicherheit und Eineindeutigkeit bei Transaktionen überhaupt erst die technologische Grundlage für tragfähiges digitales Geld. Andererseits bietet die Blockchain-Technologie als verteilt geführtes Register, in welchem jeder Nutzer eine technisch fälschungssichere Version des gesamten Registers besitzt, handfeste ökonomische Vorteile gegenüber zentral geführten Systemen: etwa zur Geldüberweisung, aber auch in anderen denkbaren Bereichen, wie Grundbüchern, Personenregistern oder KFZ-Briefen. In konventionellen Systemen werden zentrale Abwicklungs-, Verwahr- und Verifizierungsstellen für den sicheren Austausch und die sichere Zuordnung von Informationen und Vermögensgegenständen benötigt. Die damit verbundenen Kosten entfallen mit der Blockchain-Technologie, die zudem weniger manipulationsanfällig und wesentlich transparenter ist.
Geld ermöglicht in einer Volkswirtschaft den arbeitsteiligen Austausch von Gütern und Dienstleistungen und das damit verbundene Realisieren von Effizienzvorteilen. Damit nimmt Geld eine der wichtigsten ökonomischen Funktionen ein. Darüber hinaus übernimmt das Geld durch seine Funktion als Recheneinheit eine informierende Steuerungsfunktion ein: Durch Preissignale wird die gesamte Produktion entsprechend den Bedürfnissen der Verbraucher feingliedrig abhängig von der Zahlungsbereitschaft jedes einzelnen Wirtschaftsteilnehmers gesteuert. Darum ist es wichtig, dass sich Preise zwischen den Transaktionspartnern möglichst frei und ohne Manipulation durch Dritte entwickeln können, wofür die Blockchain-Technologie eine besonders gute Lösung bietet. Entsprechend ist es auch naheliegend, dass der erste Anwendungsfall der Blockchain-Technologie über Kryptowährungen in der Geldfunktion liegt, da sie die ökonomisch mächtigste und damit zur Einführung einer solchen Technologie auch lukrativste Funktion darstellt.
Ökonomisch erforderliche Verbindung zwischen Kryptowährungen und Blockchain
Natürlich kann man über die Blockchain-Technologie, wie schon genannt, noch viele weitere Funktionen als nur die Geldfunktion günstiger und sicherer durchführen als bisher. Für die Zukunft wird es beispielsweise keinen Grund mehr geben, Wertpapiere wie Aktien oder Anleihen über zentral geführte Depotstrukturen zu halten. Sie können direkt über die Blockchain ausgegeben und dezentral geführt werden. Dies sieht man überdeutlich an den vielen Initial Coin Offerings (ICOs), die sich bei Firmenneugründungen vermehrt als die bevorzugte Finanzierungsform gegenüber dem klassischen Crowdfunding oder Börsengang (Initial Public Offering, IPO) durchsetzen. Dabei setzt die sich finanzierende Firma mit Hilfe der Blockchain-Technologie eine eigene digitale Einheit auf, die wie eine Aktie für die entsprechende Beteiligung an der Firma steht. In der Regel wird diese Einheit als sogenannter Token an eine bereits bewährte und dafür geeignete Blockchain wie zum Beispiel Etherium geknüpft. Diese digitalen Assets werden dann mittels einer bereits bestehenden Kryptowährung per Smart Contract direkt über die Blockchain oder über klassische Handelsplattformen gekauft. Selbst Dividenden- oder Zinszahlungen für diese Wertpapiere können vollautomatisch über die Blockchain abgewickelt werden.
Eines wird hier sofort deutlich: Wann immer herkömmliche, nicht blockchain-basierte Währungen zur Vermittlung blockchain-basierter Geschäfte eingesetzt werden müssen, findet ein Technologie-Bruch statt. Durch diesen Bruch werden effiziente, in Echtzeit ablaufende blockchain-gesteuerte Strukturen an weniger effiziente alte Strukturen gebunden. Da eine Wertschöpfungskette meist nur so stark ist wie ihr schwächstes Glied, würden sich klassische Währungen innerhalb einer ansonsten blockchain-basierten Wertschöpfungskette wie ein Bremsklotz und unnötiger Kostentreiber auswirken. Es ist darum kaum vorstellbar, dass Anwender gerade bei der so wichtigen und fast alle Geschäfte betreffenden Geldfunktion nicht ebenfalls auf die Blockchain-Technologie setzen. Da wir Blockchain als Technologie der Zukunft betrachten, müssen wir konsequenterweise von einer ebensolchen Zukunft für Kryptowährungen ausgehen. „Die Blockchain-Technologie lässt sich von Bitcoin und anderen auf dieser Technologie basierenden digitalen Währungen nicht trennen und umgekehrt“, meint auch Frank Schäffler, der im Deutschen Bundestag entschieden zur Anerkennung von Kryptowährungen als „privates Geld“ und „Verrechnungseinheit“ beigetragen hat.
Fazit: Die logische Weiterentwicklung für das Internet als Word Wide Web, über das Menschen und Maschinen Informationen austauschen, ist die Industrie 4.0 in welcher auch digitalisierte Güter und Dienstleistungen über nahtlos verknüpfte Wertschöpfungsketten erstellt und ausgetauscht werden. Die informationstechnische Grundlage dafür bietet die Blockchain-Technologie, deren ökonomische Vorteile unübersehbar ein „ganz großes Rad zum Rollen“ bringen und deren ökonomischer Kernbestandteil die Kryptowährungen als World Wide Currency sind.
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Autor:
Ralph Bärligea ist Bankenberater bei einer führenden internationalen Management- und Technologieberatung, Hochschuldozent in München und Gesellschafter eines IT-Start-ups.