Wachstumspause überwinden
Die Rezession hat ihren Tiefpunkt vorerst durchschritten. Deutschland expandiert – wie andere Länder auch – seit dem zweiten Quartal wieder. Die Debatte über das Geschäftsmodell Deutschland scheint abzuklingen.
Und dennoch werden nach wie vor düstere Gemälde der wirtschaftlichen Entwicklung gezeichnet. Sicherlich ist überschwängliche Freude fehl am Platz, denn Indikatoren wie Auftragseingänge und Produktion liegen nach wie vor weit unter dem Niveau des Vorjahres. Daraus aber eine Absage an das bestehende Wirtschaftssystem abzuleiten wäre fatal.
Vieles spricht dafür, dass es sich um eine tiefe, aber überwindbare Wachstumspause handelt. Der Weg aus der Krise ist lang, doch er wurde nicht zuletzt mit dem Antrieb der Selbstkorrektur begonnen. Vor allem: Aus den staatlichen Eingriffen darf kein Dauerauftrag werden. Auch die Krise der 1930er Jahre hat über den irrigen Umweg intensiver staatlicher Interventionen letztlich zur Reaktivierung des Preismechanismus und einer Rückkehr zum Freihandel geführt.
Die Behauptung, dass angesichts der Rezession eine zweite Bankenkrise drohe ist unangemessen. Die Bereinigung und Verkürzungen der Bankbilanzen sind spürbar fortgeschritten und die Risikovorsorge wurde erheblich aufgestockt. Dass die Kreditbedingungen zu Krisenzeiten strikter werden ist nicht ungewöhnlich. Dringlich ist nun, dass die Politik die Weichen auf Wachstum stellt. Dies erfordert institutionelle Innovationen am Finanzmarkt und ein klares Bekenntnis zu offenen Märkten und dezentraler Steuerung – dann wird es gelingen, die Wachstumspause zu beenden.
Autor:
Prof. Dr. Michael Hüther ist Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft.