Stromkosten: Wenn der Markt verschwindet

Der Staatsanteil am Strompreis steigt.Steuern, Abgaben und Umlagen treiben den Strompreis immer weiter nach oben. Der Staatsanteil am Strompreis steigt weiter. Ein Ende ist vorerst nicht in Sicht. Darunter leiden Haushalte und die Industrie.

Traditionell unterliegt der Strommarkt einer großen staatlichen Regulierung. Das liegt zum einen an dessen Beschaffenheit, denn Strom ist kaum zu speichern und dessen Transport ist aufwendig und teuer. Während sich die Stromproduktion seit der Strommarktliberalisierung weitestgehend im Wettbewerbsprozess befindet, ergibt unregulierter Wettbewerb im Bereich der Stromnetze keinen Sinn. Stromnetze sind ein natürliches Monopol, d.h. ein Anbieter kann das Gut kostengünstiger bereitstellen als viele Wettbewerber. Das bedeutet, seit je her mischt der Staat im Strommarkt mit – und das ist bei der Netzregulierung auch notwendig und richtig.

Je höher allerdings die wettbewerbsfremden Preisbestandteile sind, desto stärker wird das Preissignal des Wettbewerbs verdünnt. Heute liegt der Staatsanteil bei 50,2 Prozent. Die Tendenz ist aber deutlich steigend. Der Anteil des natürlichen Monopols, also der regulierten Netzkosten, kann auf gut 20 Prozent beziffert werden. Entsprechend bedeutet das, dass der rein marktlich bestimmte Anteil am Strompreis geringer ist als ein Drittel. Zu verdanken ist der Anstieg der Staatsquote in den letzten Jahren vor allem der Umlage zur Förderung von Ökostrom. Und für die Zukunft drohen weitere Kostenrisiken: Ohne Reform steigen die Subventionen von heute gut 16 Milliarden auf 20 bis sogar 31 Milliarden Euro bis im Jahr 2018 an. Mit fortschreiten der Energiewende und weiter steigender EEG-Umlage könnte der Staatsanteil bis 2018 bei etwa 56 Prozent liegen.

Um den staatlichen Anteil und die Kostenbelastung der Verbraucher zu begrenzen, gibt es vor allem einen großen Hebel. Wir brauchen eine grundlegende Neuausrichtung der Förderung der Erneuerbaren Energien. Photovoltaik, Windkraft oder Biomasse müssen sich so schnell wie möglich dem Wettbewerb stellen. Dann würde der Ausbau effizienter erfolgen. Gelingt es die Kostendynamik der EEG-Umlage zu stoppen, bleibt auch der gesamte Strompreis stabil – wenn Netzentgelte und CO2-Kosten die Marktpreis nicht weiter ansteigen lassen als der kurzfristige Merit-Order-Effekt der erneuerbaren Energien ihn absenkt.  Wenn die Marktintegration erst ab dem Jahr 2017 greift, wie es der Koalitionsvertrag andeutet, wäre wertvolle Zeit verloren. Die grundlegende Reform der Förderung erneuerbarer Energien zählt zu den entscheidenden Aufgaben der neuen Bundesregierung in den ersten Monaten der neuen Legislaturperiode.

Weitere Details zur Entwicklung des Strommarktes finden Sie in der IW-Studie “Strompreischeck: Wie viel Markt steckt heute und in Zukunft im Strompreis?”, die im Auftrag der INSM erstellt wurde.

Autor:

Dr. Hubertus Bardt ist Geschäftsführer und Leiter des Wissenschaftsbereiches am Institut der deutschen Wirtschaft.

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