Sozialstaat: Besser als sein Ruf

Die staatliche Umverteilung funktioniert besser, als viele denken.

Die Meinung, dass der Staat stärker zwischen Arm und Reich ausgleichen müsste, ist in der Öffentlichkeit weit verbreitet. Richtig ist jedoch, dass in Deutschland bereits eine massive Umverteilung von „oben“ nach „unten“ stattfindet. Dies zeigt eine aktuelle Studie des IW Köln. Diejenigen 30 Prozent der Bundesbürger, die das niedrigste Einkommen beziehen, erhielten 2003 per Saldo jeden Monat 900 Euro mehr staatliche Transferleistungen, als sie selbst in Form von Steuern und Sozialabgaben an den Staat abführen. Dagegen zahlten die am besten verdienenden 10 Prozent per Saldo etwa 2.300 Euro mehr in die öffentlichen Kassen ein, als sie herausbekommen. Aber nicht nur die Topverdiener werden in die Pflicht genommen. Auch Arbeitnehmer mit einem durchschnittlichen Verdienst von 1.500 Euro brutto leisten ihren Beitrag für das Gemeinwesen: Die prozentuale Belastung der Mittelschicht ist anfangs zwar recht niedrig, wächst allerdings spürbar mit steigendem Einkommen. Der Sozialstaat ist offensichtlich effektiver als sein Ruf. Mittelschicht und Gutverdiener heben mit ihren Beiträgen das Wohlstandsniveau der unteren Einkommensbezieher spürbar an.

Bildnachweis: Die vier Gruppen mit den niedrigsten Einkommen erhalten im Saldo Transferzahlungen (blau). Finanziert wird dies von den sechs Gruppen mit höheren Einkommen (rot). Beispiel: Die erste Gruppe mit dem niedrigsten Einkommen (ganz links) erhält im Saldo jeden Monat 907 Euro mehr staatliche Transferleistungen, als sie selbst in Form von Steuern und Sozialabgaben an den Staat abgibt.

Autor:

Marc Feist arbeitet am Düsseldorf Institute for Competition Economics (DICE) der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf im Bereich Presse und Wissenstransfer.

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