Rückkehr zur D-Mark wäre ein Eigentor

Die deutschen Rekorde eilen von Rekord zu Rekord.Die Euro-Krise ist längst nicht überwunden, wie die jüngsten Turbulenzen um Portugal und Griechenland zeigen. Deutschland ist zu stark für die Euro-Zone und müsse den Währungsraum verlassen, fordern einige Euro-Kritiker. Also zurück zur D-Mark?  Die Folgen für Deutschland und Europa wären weitreichend.

Der Euro ist ein Bund für die Ewigkeit. So wurde es Ende der 90er rechtlich verankert.  Auf eine Exit-Option war ganz bewusst verzichtet worden. Dennoch: Einmal angenommen Deutschland verlässt den Währungsraum. Was wären die Folgen?

Deutschlands Rückkehr zur D-Mark wäre für die übriggebliebenen Euroländer ein gigantischer Schuldenerlass: Sie müssten nur die Euro-Druckmaschine anwerfen und mit den frisch gedruckten Banknoten die bestehenden Euro-Schulden begleichen. Das würde den Wert der heutigen Euro-Guthaben in Deutschland stark entwerten. Denn niemand möchte die neu gedruckten Euro-Scheine haben, die – Monopolygeld ähnlich – ohne realen Gegenwert bleiben. Deutsche Gläubiger müssten enorme Teile ihrer Forderungen auf Euro-Basis abschreiben. Die übrigen Euro-Staaten wären dagegen ganz ohne Gegenleistung von erheblichen Schuldenlasten befreit. Ein Schock für die an sich gesunde deutsche Wirtschaft, der sie binnen Kurzem selbst zum Patienten machen würde.

Dazu kämen Einbußen im deutschen Exportgeschäft. Denn die massive Abwertung des Euros macht die D-Mark vergleichsweise teuer. Deutsche Anbieter hätten es damit nicht nur im Euro-Raum, sondern auf der ganzen Welt gegenüber der Konkurrenz aus dem Euro-Raum schwer(er). Besonders den Südeuropäern dürfte mit ihrer schwachen Währung zudem das Geld für teure deutsche Qualitätsprodukte fehlen. Die Wachstums- und Beschäftigungsperspektiven in Deutschland würde das zusätzlich empfindlich treffen. Schließlich macht der Handel mit den Nachbarn trotz Globalisierung immer noch den größten Anteil am Exportgeschäft aus.

Wer den Austritt Deutschlands aus dem Euroraum fordert, muss dies alles bedenken. Der Austritt Deutschlands bringt nicht die Lösung. Der Euro kann auch in der jetzigen Zusammensetzung überleben. Dazu müssen die Mitgliedsstaaten jeweils selbst zuerst im Inland entschlossen Reformen durchführen. Gleichzeitig muss aber auch die EU die institutionellen Mängel beheben.

Dieser Beitrag ist in einer längeren Fassung auf WELT-Online erschienen.

Autor:

Prof. Dr. Thomas Straubhaar früherer Direktor des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI) und Universitätsprofessor für Volkswirtschaftslehre, insbesondere internationale Wirtschaftsbeziehungen, an der Universität Hamburg.

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