Photovoltaik: Handel ohne Schranken

Die Marktanteile deutscher Photovoltaikhersteller schwinden.Mit Strafzöllen will die EU Kommission den europäischen Markt gegen billige Solarmodule aus China abschotten. Doch die meisten Mitgliedsstaaten lehnen das ab – und tun gut daran.

Die Europäische Kommission tut gut daran, den Streit mit China über Importzölle auf chinesische Solarmodule nicht eskalieren zu lassen. Richtig ist zwar, dass die Solarbranche in China riesige Kapazitäten aufgebaut hat. Ein Teil der Wahrheit ist aber auch, dass dies gerade auch deshalb geschehen ist, weil der Ausbau der Photovoltaik in Europa generös subventioniert wird. In einem boomenden Markt entstehen oftmals Überkapazitäten, das drückt den Preis. Ein typischer „Schweine-Zyklus“ ist das: Überkapazitäten führen zum Preisverfall – es kommt zur Marktbereinigung, sodass der Preisverfall stoppt und es wieder zu Markteintritt kommt. Dies ist in vielen Branchen der Fall. Das konjunkturelle Auf- und Ab beschleunigt den Zyklus ggf. noch.

Doch protektionistische Maßnahmen – wie Strafzölle – lösen diese Probleme nicht. Das Gegenteil ist sogar der Fall: Wenn ein nicht-wettbewerbsfähiges Unternehmen weiß, dass es im Zweifelsfall durch den Staat vor der Konkurrenz geschützt wird, legen die Manager die Hände in den Schoß, da sie nichts zu befürchten haben. Das ist im Großen (das Bail-out von gesamten Staaten) nichts Anderes als im Kleinen (die Rettung einzelner Firmen). Innovationen und notwendige Anpassungen bleiben so aus, und dafür zahlt am Ende der Kunde, der dann auch nicht mehr zwischen teuren einheimischen und günstigen chinesischen Modulen wählen kann.

Darüber hinaus könnte durch die Einführung von Strafzöllen eine Protektionismus-Spirale in Gang gesetzt werden. Wer kann vorhersagen, ob China auf europäische Strafzölle nicht seinerseits Strafzölle beispielsweise auf Stahl einführt? So gingen die Vorteile internationaler Arbeitsteilung und damit auch Arbeitsplätze in Deutschland verloren.

Auch kann mit Zöllen nicht erreicht werden, dass einheimische Solarzellenhersteller wieder konkurrenzfähig werden, so wie sich die Befürworter das erhoffen. Die deutsche Solarindustrie hat es sich lange Zeit zu bequem gemacht und zu wenig in Forschung und Entwicklung investiert.  Deshalb wurde sie von den Konkurrenten aus Fernost überholt.

Statt Marktbarrieren zu fordern, sollten die Unternehmen ihre Investitionen in Forschung und Entwicklung intensivieren, um langfristig wieder Fuß zu fassen. Wenn beispielsweise erreicht wird, dass Lacke und Hausanstriche für Photovoltaik eingesetzt werden, entstehen neue Märkte und neue Anwendungen für Sonnenstrom und damit die Chance, sich vor die Konkurrenz zu setzen.

Autor:

Prof. Dr. Justus Haucap ist Direktor des Duesseldorf Institute for Competition Economics (DICE), Partner der Düsseldorf Competition Economics GmbH und früherer Vorsitzender der Monopolkommission.

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