Nachhaltigkeit: Materialien effizient einsetzen

Seit längerem versucht die Politik die Materialeffizienz von Unternehmen zu messen. Denn nachhaltiges Wachstum heißt schonender Umgang mit knappen Ressourcen. Die Messung ist auf den Blick einfach. Doch beim zweiten Blick sieht man: Es kommt auf die Details an.

Wollen Unternehmen nachhaltig wirtschaften, müssen sie Materialien effizient einsetzen. Denn Rohstoffe sind knapp. Ihr sparsamer Umgang dient also nicht nur dem Umweltschutz, sondern auch der Wettbewerbsfähigkeit. Zudem ist es gesamtwirtschaftlich wünschenswert, wirtschaftliches Wachstum vom Materialverbrauch zu entkoppeln. Wie Materialeffizienz aber momentan statistisch erfasst wird, ist wenig sinnvoll.

Die Politik hat das Thema Materialeffizienz schon seit längerem auf der Agenda und versucht mit Hilfe unterschiedlicher Instrumente dem Thema einen höheren Stellenwert einzuräumen. Der Instrumentenmix fängt bei der Öffentlichkeitsarbeit an und geht über externe Beratungen bis hin zu Finanzierungsangeboten für konkrete Maßnahmen. Darüber hinaus wurden unterschiedlichste Programme ins Leben gerufen: der jährliche Materialeffizienzpreis, ein Programm für die Beratung von kleinen und mittleren Unternehmen zur Verbesserung der Materialeffizienz (VerMat) oder das Projekt „go-Inno“ über das Zuschüsse für Investitionen in die Rohstoffeffizienz erhältlich sind.

Die Frage ist: Was bringen diese Programme und wie kann Materialeffizienz sinnvoll gemessen werden?

Ein adäquater Indikator sollte folgende Kriterien erfüllen:

Er sollte

  •  praktikabel sein, d.h. einfach berechnet werden können
  •  transparent sein, d.h. einfach nachvollzogen werden können
  • die Materialeffizienz in den Unternehmen angemessen adressieren, d.h. die Materialeffizienz muss in Euro ausgedrückt werden.

In ihrer Nachhaltigkeitsberichterstattung lässt die Bundesregierung u.a. die Steigerung der Materialeffizienz, d.h. die Rohstoffproduktivität messen. Diese ist der Quotient aus der Entwicklung des BIP (in Euro) und der Entwicklung des eingesetzten abiotischen Primärmaterials (in Tonnen). Damit wird ausgedrückt, wie viel BIP pro eingesetzter Tonne Primärmaterial erwirtschaftet wurde.

Auch wenn dieser Indikator praktikabel und transparent ist; er adressiert nicht angemessen die Materialeffizienz in den Unternehmen. Der Materialeinsatz geht pauschal in den Indikator ein, unabhängig von Art und Kosten der Materialien: So spielt es für den Indikator keine Rolle, ob zum Beispiel 25.000 Euro Wertschöpfung durch die Herstellung eines Autos oder durch eine Finanzdienstleistung erbracht werden. Die Rohstoffproduktivität ist nicht  als Indikator geeignet, um die Materialeffizienz in Unternehmen zu bewerten.

Ein aussagekräftiger Indikator muss den Materialverbrauch in ein angemessenes Verhältnis zu den Kosten setzen.  Dazu muss er u.a. unterschiedliche Knappheiten einzelner Materialien berücksichtigen. Ebenfalls denkbar wäre ein branchen- oder stoffbezogenes Indikatorenset. Unterschiedlichen Materialinputs, Produktionsprozessen und Organisationsstrukturen in den Unternehmen könnte damit besser Rechnung getragen werden.

 

Weitere Informationen:

Seit 2005 wurden eine Reihe von Institutionen gegründet, um die Materialeffizienz in deutschen Unternehmen zu steigern, zum Beispiel: Die Deutsche Materialeffizienzagentur (2005), das Netzwerk Ressourceneffizienz (2007) oder das Zentrum für Ressourceneffizienz vom Verband Deutscher Ingenieure (2009).

Dies ist ein Beitrag aus der Reihe “WachstumsBlog”. In einem bis zwei Beiträgen pro Woche beschäftigen sich Wirtschaftsexperten im ÖkonomenBlog mit Themen rund um nachhaltiges Wachstum.

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Autor:

Holger Techert ist Junior Economist beim IW Köln und untersucht , welche Faktoren für eine effizientere Verwendung von Rohstoffen in Unternehmen sorgen.

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