Mehr Teilhabe durch ökonomische Bildung

Schon vor mehr als zehn Jahren hat die Kultusministerkonferenz (KMK) festgestellt, dass ökonomische Bildung zur Allgemeinbildung und damit zum Bildungsauftrag der allgemeinbildenden Schulen gehört. Ziel soll sein, Schülerinnen und Schüler zur Bewältigung und Gestaltung gegenwärtiger und zukünftiger Lebenssituationen zu befähigen. Der Bildungsmonitor 2019 (erscheint am 15. August 2019) betont in seinem Schwerpunktkapitel Ökonomische Bildung” (vorabveröffentlicht hier), dass mehr ökonomische Bildung an Schulen auch deshalb wichtig ist, um die Teilhabechancen junger Menschen zu sichern. Im Folgenden die zentralen Erkenntnisse und Forderungen aus dem Kapitel. 

Verschiedene internationale Studien zeigen, dass das ökonomische Wissen der Menschen in vielen Ländern noch ausbaufähig ist, auch in Deutschland. Gerade bei den jüngeren Personen zeigt sich jedoch, dass sie durchaus ein Interesse an ökomischen Fragestellungen haben und ihr Wissen gerne vergrößern würden. Sie sehen diese Wissensvermittlung auch als Aufgabe der Schulen an, bislang werden ihnen aber nur wenige wirtschaftliche Kenntnisse im Schulunterricht vermittelt.

In vielen Studien konnte gezeigt werden, dass Kinder und Jugendliche aus gehobenen sozialen Schichten gute finanzielle und ökonomische Kompetenzen haben. Keine ausreichende ökonomische und finanzielle Grundbildung hat jedoch ein hoher Anteil von jungen Menschen aus eher sozial schwächeren Elternhäusern. Geringe Kenntnisse von Erwachsenen in diesen Bereichen können aber dazu führen, dass zu wenig private Altersvorsorge betrieben wird, zu wenig gespart wird oder das Risiko einer Verschuldung des Haushalts steigt. Die fehlenden Kenntnisse über Risikostrukturen führen insgesamt zu schlechteren Entscheidungen mit zu hohen Risiken.

Der INSM-Bildungsmonitor 2019 fordert daher eine Stärkung der ökonomischen Bildung an Schulen.

  • Soziale Unterschiede bei der ökonomischen Bildung verringern: Die fehlende finanzielle Grundbildung ist für Kinder aus sozioökonomisch schwächeren Haushalten besonders problematisch, da diese Auswirkungen nicht einfach durch das Vermögen der Eltern ausgeglichen werden können. Aus der Perspektive der Bildungsgerechtigkeit ist damit zu begrüßen, wenn mehr Wirtschaftsunterricht in den Schulen stattfindet.
  • Ökonomische Grundbildung bundesweit sicherstellen: Damit der Umfang der ökonomischen Bildung, die die Kinder erhalten, nicht vom jeweiligen Wohnort abhängig ist, sollte bundesweit zumindest eine ökonomische Grundbildung sichergestellt werden. Wichtig sind ein differenziertes und ausgewogenes Themenspektrum sowie ausreichend Zeit für dieses Thema. Um das Thema Wirtschaft anschaulich zu vermitteln, sind auch entsprechende Praxisbezüge von hoher Relevanz. Programme zur finanziellen Bildung können positive Auswirkungen haben und soziale Unterschiede bei der finanziellen Bildung verringern. In der Schule können hierzu alle Jugendlichen erreicht und gefördert werden.
  • Lehrkräfte weiterbilden: Eine wichtige Rolle kommt dabei der fachwissenschaftlichen und fachdidaktischen Qualifikation in der Lehrerausbildung zu. Die zukünftigen Lehrer müssen für dieses neue Schulfach entsprechend ausgebildet werden bzw. für die Lehrkräfte, die bereits unterrichten, müssen entsprechende Weiterbildungsangebote bereitgestellt werden.
  • Berufsorientierung an Schulen stärken: Der Informationsstand der Schülerinnen und Schüler über spätere Bildungs- und Berufswege hängt stark von der sozialen Herkunft ab. Berufsorientierung an Schulen ist wichtig, um die Jugendlichen frühzeitig auf ihre Berufswahl vorzubereiten und sie dabei zu unterstützen.

Schwerpunktthema Ökonomische Bildung” im Rahmen des INSM-Bildungsmonitors 2019

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Autor:

Prof. Dr. Axel Plünnecke ist stellvertretender Leiter des Wissenschaftsbereichs Bildungspolitik und Arbeitsmarktpolitik und Leiter des Kompetenzfelds Humankapital und Innovationen beim Institut der deutschen Wirtschaft.

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