Lösung der Bankenkrise: Fegefeuer statt Hölle
In den Bilanzen der deutschen Banken tun sich immer neue Abgründe auf. Darum würden die Banken gern ihren Bilanzschrott an den Staat abgeben – gegen frisches Geld, versteht sich. Die Kosten einer solchen „Bad-Bank“-Lösung müssten letztlich die Steuerzahler tragen, während die Verursacher der ganzen Misere fein heraus wären. Dazu darf es nicht kommen. Man kann das Bilanzproblem viel eleganter lösen. Der Staat sollte den Banken ihre toxischen Papiere nicht gegen Bargeld abkaufen, sondern ihnen dafür erst einmal nur eigene Schuldverschreibungen geben. So sind wir in Deutschland bereits zwei mal erfolgreich vorgegangen, nämlich mit den sogenannten Ausgleichsforderungen nach dem Zweiten Weltkrieg und nach der Deutschen Einheit. Damals konnten die Banken freilich nichts dafür, dass ihre Aktiva wertlos geworden waren. Heute ist das ganz anders. Darum sollten diesmal die Staatspapiere nicht verzinst werden. Sie bleiben vielmehr als sogenannte Zero Bonds so lange in den Bankbilanzen, bis klar ist, was der dafür eingetauschte Bilanzschrott noch wert ist. Gleichzeitig löst sich damit das schwierige Bewertungsproblem der vergifteten Papiere wie von selbst.
Es gibt zwei mögliche Einwände. Erstens: Dürfen die Zero Bonds mit ihrem Nennwert in die Bilanz eingestellt werden, wenn sie in Wirklichkeit Zinsverluste für viele Jahre bedeuten? Nach derzeitigen Bilanzregeln wohl eher nicht, aber die lassen sich leicht ändern. Schließlich geht es hier um Hunderte von Milliarden Steuergeldern, und die derzeitigen Bilanzregeln müssen ohnehin verändert werden bzw. wurden es bereits.
Zweitens: Leidet nicht der Finanzmarkt Deutschland unter dieser Lösung, wenn alle anderen Länder die Löcher in den Bankbilanzen mit Steuergeldern stopfen? Antwort: Nein, das ist nur eine schwache Notlüge der Betroffenen. Leiden müssen nämlich allein die derzeitigen Bankaktionäre. Ihre Aktien werden in den nächsten Jahren niedrig bewertet bleiben, und das ist auch richtig so. Andererseits ermöglicht genau dies es neuen Investoren, preiswert wieder in den deutschen Kapitalmarkt einzusteigen. Die Kosten des Bankversagens bleiben also genau da, wo sie hingehören: Bei denen, die sie auch verursacht haben.
Beispiel: Der Staat tauscht toxische Papiere zum Bilanzwert von 100 € gegen Zero Bonds. Was davon noch zu vermarkten ist, verkauft er in den nächsten Jahren und legt den Erlös zinsbringend an. Erst wenn er dadurch schließlich wieder insgesamt 100 € zusammen hat, kauft er von der Bank die Zero-Bonds für diesen Betrag wieder zurück. Kosten für den Steuerzahler: Null. Kosten für die Bank: Entgangene Zinsgewinne für viele Jahre, da die Zero-Bonds ja keinen laufenden Ertrag bringen. Dafür sind diese aber absolut sicher, das Damoklesschwert weiterer Abschreibungen ist weg. Für die Banken bedeutet das quasi Fegefeuer statt Hölle – ihre Verluste werden zwar auf viele Jahre verteilt, müssen aber letztlich von ihnen selbst getragen werden.
Autor:
Prof. Dr. Ulrich van Suntum ist geschäftsführender Direktor des Centrums für angewandte Wirtschaftsforschung der Universität Münster (CAVM) und stellvertretender Bundesvorsitzender der Partei Allianz für Fortschritt und Aufbruch (Alfa).