Licht am Ende des Tunnels
Spanien ist trotz aller Sparanstrengungen und geldpolitischen Maßnahmen wieder in den Sog der Euro-Krise geschlittert. Dabei zeigen die Konsolidierungsbemühungen erste Erfolge. Die Handelsbilanzen sehen wieder besser aus. Auch die anderen Krisenstaaten konnten die Handelsbilanzdefizite verringern. Dennoch: Die verbleibenden Herausforderungen sind gewaltig.
Zwischen allen negativ Schlagzeilen auch mal eine positive: Trotz aller Schwierigkeiten sind die ökonomischen Perspektiven für Griechenland, Italien, Portugal und Spanien günstiger als oft dargestellt. So sind die Exporte im Jahr 2011 kräftig gewachsen und haben damit maßgeblich zur Verbesserung der Außenhandelsbilanz beigetragen. Im Jahr 2011 sind die Waren- und Dienstleistungsausfuhren in Portugal, Griechenland und Spanien um ungefähr 7-9 Prozent gestiegen – in etwa so stark wie in Deutschland.
Die Reformen in der Wirtschaftspolitik und bei den Unternehmen zeigen also Wirkung. Gegenüber dem Jahr 2008, als die Importüberschüsse in fast allen der heutigen Krisenstaaten einen Höchststand erreichten, hat sich die Situation bis 2011 zum Teil deutlich verbessert. Ob tatsächlich weitere drastische Lohnsenkungen von bis zu 30 Prozent nötig sind – wie manche Ökonomen fordern – ist zweifelhaft.
Zur Verbesserung der Handelsbilanzen hat auch die Entwicklung der Einfuhren beigetragen. Diese sind 2011 in Italien und Spanien deutlich langsamer gestiegen als zuvor, in Portugal sanken sie um 5 Prozent und in Griechenland sogar um 14 Prozent.
Dennoch! Wie auch die zuletzt wieder gestiegenen Zinsen auf spanische Staatsanleihen signalisieren, stehen die Krisenländer vor der gewaltigen Herausforderung, ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit weiter zu verbessern. Zweifellos sind dazu noch zusätzliche Reformen und Anpassungen notwendig, die die Bürger in den Krisenstaaten erheblich belasten werden. Doch auch hier besteht kein Grund schwarzzusehen. Denn zumindest in Italien, Portugal und Spanien steht die Mehrheit der Bevölkerung derzeit hinter dem Reformkurs ihrer jeweiligen Regierung. Am Ende kann in der Krise und den endlich angestoßenen Reformen auch eine Chance liegen!
Autor:
Jürgen Matthes ist Senior Economist beim Institut der deutschen Wirtschaft und beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit den ökonomischen Aspekten der Globalisierung.