Konkurrenz tut der Weltbank gut
Die BRICS-Staaten wollen die globale Finanzarchitektur mit einer eigenen Entwicklungsbank aufmischen. Sie stehen dabei vor großen Herausforderungen. Der Versuch lohnt sich aber.
Die Weltbank und der Internationale Währungsfonds (IWF) bekommen Konkurrenz: Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika wollen ihre Abhängigkeit von den westlich dominierten Organisationen verringern. Die sogenannten BRICS-Staaten haben daher ihre eigene Entwicklungsbank gegründet. Ob sich die Institution, die bald unter dem Namen New Development Bank (NDB) starten soll, durchsetzen kann, ist zwar fraglich. Dass die Schwellenländer den Versuch dennoch wagen, ist aber eine gute Nachricht.
Die NDB soll vorrangig den Infrastrukturausbau in den BRICS-Ländern und anderen aufstrebenden Volkswirtschaften finanzieren. Damit erhalten die Länder einen alternativen Zugang zu Krediten für ihre Entwicklungsprojekte. Das dürfte sich auch auf die Arbeit der Weltbank positiv auswirken. Denn Konkurrenz zwingt zur Verbesserung. Weltbank und IWF könnten so zu einer effizienteren Zusammenarbeit gedrängt werden.
Doch die BRICS-Bank wird sich nicht auf Anhieb als ernstzunehmendes Gegengewicht etablieren können. Bis die Institution ähnlich große Finanzierungsvorhaben wie die Weltbank stemmen kann, werden noch Jahre vergehen. Außerdem drohen die unterschiedlichen Interessen der Gründungsmitglieder das Projekt zu bremsen.
Die BRICS-Staaten verbindet zwar, dass sie in ihrer Entwicklung vom Schwellen- zum Industrieland vor ähnlichen Herausforderungen stehen. Gleichzeitig trennt sie aber auch einiges: Während China und Indien ressourcenarm sind, aber vergleichsweise schnell wachsen, verfügen Brasilien, Russland und Südafrika über viele Rohstoffe, sind jedoch rezessionsgeplagt.
Eine klare Strategie für Entwicklungsprojekte und die Armutsbekämpfung hat die BRICS-Bank daher nicht zu bieten. Konflikte zwischen den Gründungsmitgliedern der Bank erscheinen programmiert. Pessimismus ist dennoch nicht angebracht. Wenn es schlecht läuft, ändert sich nicht viel. Läuft es gut, verbessern sich die Chancen für die unterentwickelten Länder erheblich.
Dieser Beitrag ist in einer längeren Fassung auf wiwo.de erschienen.
Autor:
Prof. Dr. Andreas Freytag ist Professor für Wirtschaftspolitik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Er ist zudem als Honoraprofessor an der Universität Stellenbosch und am Institute for international Trade der Universität Adelaide tätig. Neben den Fragen zur deutschen und europäischen Wirtschaftspolitik interessieren ihn außenwirtschaftliche und entwicklungspolitische Themen.