Kölle, de Bus kütt!

Die Liberalisierung des Fernbusverkehrs in Deutschland hat zu einem Aufblühen von dutzenden neuen Fernbuslinien verschiedenster Anbieter geführt. Der neu entstandene Wettbewerb wird sich positiv auf Netzdichte und Qualität des Personenverkehrs in Deutschland auswirken. Dennoch gibt es noch viel zu tun.

Verspätungen, defekte Klimaanlagen, unfreundliche Schaffner oder gar Zugausfälle. Für Bahnkunden gehören diese Missstände oft genug zum Alltag. Die Probleme sind bekannt, doch Verbesserungen kommen nur langsam. Zuverlässig pünktlich ist die Bahn eigentlich nur, wenn die Fahrpreise zum Jahresende ansteigen. Echte Alternativen zur Bahn gab es bis vor kurzem für viele Bahnkunden oftmals nicht. Ein Gesetz aus der Nazi-Zeit schützte bisher das Monopol der Bahn. Der Fernbusverkehr war weitgehend untersagt, um die Bahn vor Wettbewerb zu schützen. Nur in Richtung Berlin gab es –aus historischen Gründen – Ausnahmen, aber die meisten Busse Richtung Berlin werden auch von der Deutschen Bahn betrieben. Service und Qualität der Bahn können verbessert werden, wenn die Kunden Alternativen haben und diese nutzen, denn dann besteht für die Deutsche Bahn ein Anreiz, es besser zu machen. Auf diesen Missstand hat die Monopolkommission schon mehrfach hingewiesen, zuletzt 2011 in einem Sondergutachten. Mit Erfolg. Seit Anfang des Jahres gilt: Bahn frei für Busse!

Die Entwicklung vieler neuer Fernbuslinien in den zwei Monaten seit der Deregulierung zeigt deutlich, welche Erfolge eine Liberalisierung von Märkten haben kann.  Die Ankündigung von ALDI  Fernbusreisen vertreiben zu wollen, wird für eine weitere Verbreitung und Ausweitung des Angebots sorgen.

Und der Wettbewerbsdruck scheint erste Früchte zu tragen: Vor kurzem erfolgte Ankündigung der Deutschen Bahn, drahtlose Internetverbindungen in ICEs einzurichten. In Fernbuslinien gehört freies WLAN zum Standard, mit dem um Kunden geworben wird. Dies ist nur ein kleines Beispiel, zeigt aber doch: Wettbewerb wirkt. Langfristig muss die Bahn weiter Preis und Leistung verbessern. Sonst sind manche Kunden weg und fahren Bus.

Dennoch: Die Liberalisierung hätte auch ehrgeiziger ausfallen können. Noch immer gibt es Einschränkungen: Fernbuslinien müssen einen Mindestabstand von 50km – oder einer Stunde Fahrtzeit – zwischen ihren Haltestellen einhalten. Dies diene dem Schutz des öffentlichen Nahverkehrs. Weshalb der mit Steuermitteln finanzierte öffentliche Nahverkehr gegen private Unternehmen geschützt werden muss, ist unverständlich. Auch die Anmelde- und Genehmigungspflicht für neue Fernbusverbindungen ist anachronistisch. Hier könnten durch weitere Liberalisierungsschritte noch Steuergelder gespart werden. Die Deregulierung des Marktes für Fernbuslinien ist alles in allem aber ein Schritt in die richtige Richtung, die bisherigen Erfolge zeigen, wie die Liberalisierung von Märkten den Verbrauchern nützen kann.

Autor:

Prof. Dr. Justus Haucap ist Direktor des Duesseldorf Institute for Competition Economics (DICE), Partner der Düsseldorf Competition Economics GmbH und früherer Vorsitzender der Monopolkommission.

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