Griechenland: Ohne schrumpfen, kein wachsen

Griechenland befindet sich in einem Teufelskreis. Die Sparanstrengungen wirken sich negativ auf die Konjunktur aus: Steuereinnahmen brechen weg, die Verschuldung steigt. Dennoch spricht vieles dafür, diesen mühevollen Weg weiterzugehen.

Die griechische Wirtschaft muss schrumpfen, weil sie nicht in einer konjunkturellen Krise steckt, sondern in einer strukturellen. Die griechische Illusion der letzten Jahre ist nun geplatzt. Gleichwohl ist es aus Wachstumssicht nicht egal, wo nun der Rotstift angesetzt wird. Gespart werden sollte dort, wo künftiges Wachstum so wenig wie möglich gefährdet wird, also bei staatlichen Ausgaben wie Pensionen und bestimmten Sozialleistungen.

Grundsätzlich müssen die verkrusteten Wirtschaftsstrukturen aufgebrochen werden. So kann es nicht sein, dass sich Taxisscheine und Lkw-Lizenzen über Generationen vererbt werden. Nur mehr Wettbewerb schafft langfristig mehr Wachstum. Auch die Löhne müssen sinken, damit beispielsweise die griechische Tourismusindustrie konkurrenzfähiger wird. Schließlich muss die Verwaltung endlich modernisiert werden. Zweifelsohne sind dies große Herausforderungen für die Hellenen. Andererseits dürfte die Umsetzung dazu führen, dass Griechenland nach einigen harten Jahren wieder auf einen – diesmal nicht auf Sand gebauten – Wachstumspfad zurückkehren sollte.

Der Blogbeitrag ist eine Zusammenfassung des Interviews „Schlimmstenfalls rennen alle zur Bank“ aus der Süddeutschen Zeitung vom 04.11.2011.

Autor:

Prof. Dr. Clemens Fuest ist Präsident des Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), sowie Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates beim Bundesministerium der Finanzen.

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