Griechenland braucht zwei Jahrzehnte!

Griechenland kann nicht von heute auf morgen gerettet werden. Nicht nur die Verschuldung ist aus dem Ruder gelaufen, hinzu kommt ein völlig marodes Staatswesen, dass dringend modernisiert werden muss. Aber so ein Prozess braucht vor allem eines: Zeit.

Portugal, Spanien, Italien, Irland und Griechenland – das sind die Sorgenkinder Europas. Alle Länder sind so hoch verschuldet, dass sie sich nur noch mit Mühe bzw. überhaupt nicht mehr am Kapitalmarkt refinanzieren können. Dabei muss Griechenland einen größeren Spagat als die anderen Krisen-Länder vollbringen. Denn neben Konsolidierungsaufgaben steht Griechenland vor einem Prozess der nachholenden Modernisierung. Und damit ist nicht nur die marode Industrie gemeint, sondern vor allem die tatsächliche Unfähigkeit elementarer Verwaltungsstrukturen. Wie will man den Haushalt konsolidieren, wenn das Kassenhäuschen geschlossen ist?

Mit der Restrukturierung der Volkswirtschaft ist in Griechenland die Modernisierung des gesamten Staatswesens nötig, vergleichbar mit dem Wiederaufbau Ostdeutschlands. Und dieses Beispiel zeigt: Von heute auf morgen ist das nicht zu bewältigen. Fast zwei Jahrzehnte waren bei uns notwendig und so lange wird’s auch in Griechenland dauern – mindestens!

Dazu braucht Griechenland permanente Hilfe. Es macht keinen Sinn, dass alle zwölf Wochen einmal die Troika die Lage betrachtet. Es muss eine permanente Begleitung geben. Dafür muss sich Griechenland aber öffnen. Denn – und das steht fest – alleine ist die Misere für Griechenland nicht bewältigen.

Der Beitrag basiert auf einem Interview mit dem Deutschlandfunk.

Autor:

Prof. Dr. Michael Hüther ist Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft.

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