Freizügigkeit: Furcht ist unbegründet
Seit dem Jahreswechsel gilt für Rumänien und Bulgarien die Arbeitnehmerfreizügigkeit in der EU. Kritiker fürchten eine Welle der Armutszuwanderung. Doch schon einmal hat sich gezeigt: Deutschland wird nicht überrollt.
Seit Jahresbeginn dürfen jetzt auch Rumänen und Bulgaren wie alle anderen EU-Bürger in anderen Ländern der europäischen Union leben und arbeiten, ohne zuvor eine Arbeitserlaubnis zu beantragen. Doch noch vor dem ersten Grenzübertritt fürchten Kritiker, dass eine Welle von Armutseinwanderern das deutsche Sozialsystem ausnutzen könnte. Das Schlagwort „Sozialtourismus hat es zum Unwort des Jahres 2013 gebracht.
Die Angst vor einer Armutseinwanderung aus benachbarten EU Staaten ist nicht neu. Als 2011 die Grenzen für polnische Arbeitnehmer gefallen sind, war die Angst ähnlich groß. Doch schon damals hat sich die Sorge als unbegründet erwiesen.
Richtig ist: in den letzten Jahren hat die Zahl der Zuwanderer zugenommen. Dabei kommen die meisten von ihnen aus den osteuropäischen Ländern, und die neue Freizügigkeit der Rumänen und Bulgaren wird vermutlich diese Tendenz noch stärken.
Richtig ist aber auch: Viele Zuwanderer bringen eine gute Qualifikation und Berufserfahrung mit. Von ihnen profitiert Deutschland. Die Erfahrungen legen nahe, dass viele gut qualifizierte Arbeitskräfte zuwandern werden. Allerdings ist nicht zu leugnen, dass auch eine beträchtliche Anzahl Geringqualifizierter einwandern wird. Die werden es schwer haben, auf dem deutschen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Durch Sprachförderung und Weiterqualifikation kann aber auch vielen Menschen aus dieser Gruppe der Zugang zum Arbeitsmarkt erleichtert werden und am Ende dazu beitragen, die demographisch bedingte Verknappung an Arbeitskräften in Deutschland abzumildern.
Autor:
Holger Schäfer ist Senior Economist für Beschäftigung und Arbeitslosigkeit beim Institut der deutschen Wirtschaft.