Endspiel um den Euro
Ob Notkredite, EFSF, ESM oder das Ankaufprogramm von Staatsanleihen durch die EZB – nichts half bisher im Eurorettungskampf. Nun hat das Endspiel um den Euro begonnen. Der Politik bleiben noch drei Alternativen:
1.) Man gibt die Euro-Zone auf. Für Deutschland mag es sogar vernünftig sein, das Ende mit Schrecken, dem Schrecken ohne Ende vorzuziehen. Doch die politischen Konsequenzen im restlichen Europa sind nicht abzusehen. Es droht, alles zu zerbrechen, was Europa im Kern zusammenhält. Gläubiger würden ihre Guthaben im Euro-Raum verlieren, aber auch alltägliche Geschäftsbeziehungen und Kreditverflechtungen zwischen Unternehmen wären betroffen. Nichts wäre dann noch, wie es war.
2.) Euro-Bonds. Damit würden die Schulden einzelner Länder zu Schulden aller Euro-Staaten. Für Deutschland würde dies höhere Zinsen bedeuten und wird daher von der Bundesregierung strikt abgelehnt. Hinzu kommen falsche Signale an die anderen Krisenstaaten. Denn die Verantwortung für die eigene Schuld wäre passé. Daher darf es Euro-Bonds nur zusammen mit (teilweisem) Verzicht auf die Finanzautonomie geben.
3.) Die Notenpresse. Die EZB kauft Schulden jener Länder auf, die sich nicht mehr selber am Markt refinanzieren können. Damit würde die Euro-Krise sofort ihr Ende finden. Kein Land könnte mehr Pleite gehen. Der bittere Beigeschmack: Die Inflationserwartungen und damit das Inflationsrisiko steigen. Die langfristigen Folgekosten für Deutschland sind kaum kalkulierbar.
Vielleicht bringt aber ein Mittelweg eine tragbare Lösung. Euro-Bonds sollten nationale Staatsanleihen nicht ersetzen, sondern ergänzen. Als Emittent dient die EFSF. Und für die größte Not sollte der Rettungsfonds sich günstig bei der EZB Geld beschaffen können. Mit dem Geld könnten Anleihen am Sekundärmarkt aufgekauft und deren Kurse stabilisiert werden. So käme es zu einem über Märkte gesteuerten Schuldenschnitt und damit automatisch zu einer substanziellen Beteiligung privater Gläubiger. Was also bleibt, ist die Qual der Wahl, wobei es aus deutscher Sicht nur noch um eine Wahl der Qual geht.
Dieser Beitrag ist in einer Langfassung bei stern.de erschienen.
Autor:
Prof. Dr. Thomas Straubhaar früherer Direktor des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI) und Universitätsprofessor für Volkswirtschaftslehre, insbesondere internationale Wirtschaftsbeziehungen, an der Universität Hamburg.