Die Erbschaftsteuer verhindert Nachhaltigkeit

Wer Vermögen an kommende Generationen weitergibt, verhält sich vorbildlich. Das sollte nicht bestraft werden. Um Schwache zu unterstützen, bieten andere Instrumente viel bessere Möglichkeiten.

Wenn es um Stars geht, scheint Ungleichheit allgemein akzeptiert. Sein außergewöhnliches Fußballtalent beschert Lionel Messi ein Jahreseinkommen von über 60 Millionen Euro. Die Sängerin Beyoncé profitiert von ihrer global vermarktbaren Stimme und Hollywoodstar Brad Pitt nicht zuletzt von seinem guten Aussehen. Dass andere das Pech haben, weder gut dribbeln noch singen zu können und auch nicht dem Schönheitsideal entsprechen, liefert keinen Stoff für Gerechtigkeitsdebatten bei „Günther Jauch“.

Das mediale Interesse steigt aber, wenn es um die Chancenungleichheit bei der Weitergabe von Vermögen von der einen an die nächste Generation geht. Da findet der Neid auf die Erbengesellschaft zur besten Sendezeit Platz. Während in den meisten Lebensbereichen niemand etwas gegen die Ungleichheit hat, die es von Geburt an gibt, hält der Staat es für nötig, beim Erben korrigierend einzugreifen.

Doch eine Schwächung der Starken macht die Schwachen nicht stärker. Die Enteignung der Familien durch die Erbschaftsteuer führt deshalb auch nicht zu mehr Wohlstand und Gerechtigkeit. Im Gegenteil. Wer etwas vererbt, verhält sich vorbildlich: Er zehrt nicht alles auf, was ihm zur Verfügung steht, sondern sorgt dafür, dass auch für kommende Generationen noch etwas übrig ist. Das zu bestrafen, ist paradox.

Besteuert werden sollte deshalb nicht die Erbschaft, sondern der Konsum der Erben. Denn Konsumsteuern verteuern den heutigen Genuss, dämpfen damit den Ressourcenverzehr und belohnen eine Zurückhaltung zugunsten künftiger Generationen. Und eine solche Steuer ist gerecht: Wer viel erbt und deshalb mehr ausgeben kann, wird stärker belastet, als diejenigen, die wegen kleinerer Erbschaften weniger zur Verfügung haben.

Weil höhere Konsumsteuern aber besonders stark auch arme Bevölkerungsschichten treffen, die unter Umständen gar nichts erben, müssen diese gleichzeitig bei der Einkommensteuer entlastet oder mit direkten Hilfen unterstützt werden. Das hilft den wirtschaftlich Schwachen deutlich mehr, als eine von Neid getriebene Erhöhung der Erbschaftsteuer.

Lesen Sie die Langfassung dieses Beitrags auf welt.de

Keinen Ökonomen-Blog-Post mehr verpassen? Folgen Sie uns auf Facebook, Twitter, abonnieren Sie unseren RSS-Feed oder unseren Newsletter.

Autor:

Prof. Dr. Thomas Straubhaar früherer Direktor des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI) und Universitätsprofessor für Volkswirtschaftslehre, insbesondere internationale Wirtschaftsbeziehungen, an der Universität Hamburg.

Datum:
Themen:

Das könnte Sie auch interessieren