Schulkinder lernen zu wenig über den Umgang mit Geld
Wer ökonomisch gebildet ist, kann für sich und andere besser (vor-)sorgen. Doch wie steht es um die ökonomische Bildung in Deutschland? Wir haben das Thema von den Bildungsexperten des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) analysieren lassen. Die Ergebnisse sind in unserem Schwerpunktthema “Ökonomische Bildung” im Rahmen unseres jährlichen INSM-Bildungsmonitors (erscheint am 15. August) erschienen und hier vorab nachzulesen.
Bei Alt und Jung fehlt es an ökonomischer Bildung. Laut einer aktuellen Civey-Umfrage im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) sind 76 Prozent der befragten Erwachsenen der Meinung, dass Schülerinnen und Schülern nicht ausreichend beigebracht wird, wie man richtig mit Geld umgeht. Doch bei den Erwachsenen selbst sieht es kaum besser aus. In einer internationalen Studie kam heraus, dass ein Viertel der Deutschen bei einem Einkauf mehrerer Produkte das Wechselgeld nicht korrekt berechnen kann. Deutschland befindet sich bei der ökonomischen Bildung im Vergleich zu den anderen Ländern nur im Mittelfeld. In einem Schwerpunktkapitel des diesjährigen INSM-Bildungsmonitors haben sich die Wissenschaftler des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) daher intensiv mit ökonomischer Bildung befasst.
Wer ökonomisch gebildet ist, trifft die besseren Sparentscheidungen, hat seltener Überschuldungsprobleme und kümmert sich häufiger um eine eigene Altersvorsorge. In diesem Punkt sind Bildungsforscher nahezu einer Meinung. Dennoch sorgten sich lange, außer Bayern und Thüringen, nur wenige Bundesländer um eine solide ökonomische Schuldbildung. Einen Schritt in die richtige Richtung hat Baden-Württemberg gemacht und im Schuljahr 2016/17 das Schulfach Wirtschaft/Berufs- und Studienorientierung schulformübergreifend eingeführt. In Nordrhein-Westfalen ist die Einführung des Fachs Wirtschaft-Politik, bzw. Wirtschaft und Arbeitswelt zum Schuljahr 2019/20 geplant.
Das passt zur Forderung einer breiten Mehrheit: laut der Civey-Umfrage sprechen sich fast 80 Prozent der Befragten dafür aus, Kindern und Jugendlichen den Umgang mit Geld in der Schule besser beizubringen. Und gut die Hälfte der Erwachsenen hätte gerne selbst während der Schulzeit mehr über den Umgang mit Geld gelernt.
INSM-Geschäftsführer Hubertus Pellengahr spricht sich daher für ein Schulfach Wirtschaft in allen Bundesländern aus.
„Wer lernt, Gedichte zu interpretieren, sollte auch den eigenen Handyvertrag verstehen. Soziale Marktwirtschaft fängt beim eigenverantwortlichen Umgang mit dem Taschengeld an. Gute ökonomische Bildung ist daher ein unverzichtbarer Beitrag zu mehr Chancengerechtigkeit. Wer wirtschaftliche Zusammenhänge versteht, trifft bessere Entscheidungen für Ausbildung, Beruf und Altersvorsorge. Ein Schulfach Wirtschaft sollte daher in allen Bundesländern auf dem Stundenplan stehen.“
Der INSM-Bildungsmonitor wird am 15. August 2019 veröffentlicht.