10 Fakten zum Rentenpaket 2025
Unsere Faktensammlung zeigt, warum das Rentenpaket 2025 die Probleme sogar noch vergrößern würde – und welche marktwirtschaftlichen Reformen nötig sind, um Altersvorsorge und Wohlstand für kommende Generationen zu sichern.
Das Rentenpaket 2025 ignoriert die Fakten
Die Bevölkerung hat ein feines Gespür: 83 Prozent der Deutschen zweifeln laut einer aktuellen Civey-Umfrage am Deutschen Rentensystem. Sogar 86 Prozent sind der Meinung, dass die Politik nicht entschieden genug gegen die Probleme in der Rente vorgeht. 73 Prozent der Deutschen finden die Rentenversicherung unfair gegenüber Jüngeren. Und trotzdem diskutiert der Bundestag das Rentenpaket 2025, dass die Ausschaltung des Nachhaltigkeitsfaktors sogar noch umfassender vorsieht, als es im Koalitionsausschuss vereinbart wurde. (Deutsche Bank 2025)
Die Bevölkerung sieht offensichtlich, wovor die Politik die Augen zu verschließen versucht: Die demografische Realität des 21. Jahrhunderts stellt das Umlagesystem der gesetzlichen Rente radikal infrage. Immer weniger Beitragszahler finanzieren immer mehr Rentner, die länger leben und höhere Ansprüche haben. Die Geburtenraten bleiben niedrig, die Lebenserwartung steigt, die Beitragslast wächst. Schon heute fließen enorme Steuerzuschüsse in das System, während gleichzeitig Arbeits- und Innovationskraft für Zukunftsaufgaben wie Digitalisierung, Bildung und Klimaanpassung fehlen.
Ein auf Dauer tragfähiges Rentensystem kann nicht auf ständig steigende Abgaben und Schulden setzen. Es muss marktwirtschaftliche Prinzipien nutzen: kapitalgedeckte Vorsorge stärken, private und betriebliche Altersvorsorge attraktiver machen, Anreize für längeres Arbeiten setzen und Bürokratie abbauen. Sonst wird die Rente nicht nur zum sozialen, sondern auch zum ökonomischen Standortnachteil.
Diese Faktensammlung zeigt, warum das heutige Umlagesystem in seiner jetzigen Form nicht zukunftsfähig ist, warum das Rentenpaket 2025 die Probleme sogar noch vergrößern würde – und welche marktwirtschaftlichen Reformen nötig sind, um Altersvorsorge und Wohlstand für kommende Generationen zu sichern.
Fakt 1:
Die Rentenpläne von Schwarz-Rot sind teurer, als viele denken
Das von der Regierung geplante Rentenpaket 2025 geht weit über die Vereinbarung des Koalitionsvertrags hinaus und wird den Bundeshaushalt im Zeitraum bis 2050 mit insgesamt 479,1 Milliarden Euro zusätzlich belasten. Dies entspricht nahezu dem gesamten Volumen des Sondervermögens für Infrastruktur und Klimaneutralität.
Damit stellt der Regierungsentwurf einen Bruch des Koalitionsvertrags dar: Statt das Rentenniveau wie vereinbart nur bis 2031 zu stabilisieren und Regelungen für die Zeit danach der vereinbarten Rentenkommission zu überlassen, stabilisiert der Regierungsentwurf das Rentenniveau dauerhaft über 2031 hinaus.
Der Entwurf der Bundesregierung wird damit rund 355 Milliarden Euro mehr kosten als der ursprünglich vereinbarte Kompromiss.

Fakt 2:
Immer weniger Junge müssen für immer mehr Ältere zahlen
Der demografische Wandel lässt sich an einem klaren Schlüsselwert ablesen: dem Verhältnis von Altersrenten zu Beitragszahlern. 1962 standen in Deutschland noch sechs Beitragszahler für eine Altersrente ein. 2020 waren es nur noch 1,8.
Tendenz weiter fallend – nach aktuell gültigen Vorausberechnungen sinkt das Verhältnis bis 2050 auf etwa 1,3 zu 1. Dieses Schrumpfen der Beitragsbasis bedeutet: Immer weniger Junge müssen für immer mehr ältere aufkommen.
Das Umlagesystem stößt damit unweigerlich an seine finanzielle Grenze. Steigende Beitragssätze oder immer höhere Steuerzuschüsse wären die logische Folge – mit erheblichen Belastungen für Arbeitsplätze, Investitionen und Wachstum. Ohne strukturelle Reformen droht die Rente so zu einem Bremsklotz für den gesamten Wirtschaftsstandort zu werden.

Fakt 3:
Gleichzeitig werden wir immer älter – und beziehen immer länger Rente
1960 erhielten westdeutsche Männer ihre Rente im Schnitt 9,6 Jahre, Frauen 10,6 Jahre. Bis 2020 hat sich diese Bezugsdauer mehr als verdoppelt: Männer 18,5 Jahre, Frauen 21,4 Jahre. Auch in Ostdeutschland stieg die Rentenzeit kräftig: bei Männern von 11,6 Jahren (1995) auf 18,3 Jahre (2020), bei Frauen von 19,6 Jahren auf 24,4 Jahre.
Diese Entwicklung liegt nicht an einem früheren Rentenstart, sondern an einer immer höheren Lebenserwartung. Die fernere Lebenserwartung eines 60-Jährigen lag in Westdeutschland Anfang der 1960er Jahre für einen Mann bei 15,5, für eine Frau bei 18,5 Jahren. 2020 waren es für Gesamtdeutschland für einen Mann 22,0 und für eine Frau 25,6 Jahre.
Die Konsequenz: Das Umlagesystem muss heute doppelt so lange Zahlungen leisten wie noch vor 60 Jahren. Ohne tiefgreifende Reformen steigen Beitrags- und Steuerlast weiter – und bremsen Investitionen, Beschäftigung und Wachstum.

Fakt 4:
Der demografische Wandel fällt bei uns gravierender aus als in anderen Ländern
Der demografische Wandel betrifft fast alle Industriestaaten, doch in Deutschland verläuft er besonders gravierend. Nach aktuellen OECD-Projektionen liegt der sogenannte Altenquotient – das Verhältnis der über 65-Jährigen zu den 20- bis 64-Jährigen – 2035 deutlich höher als im Durchschnitt der Mitgliedsländer.
Bis 2060 altert die Bevölkerung zwar weniger rasant weiter, bleibt aber dauerhaft in einer überdurchschnittlich alten Struktur.
Die Konsequenz: Immer weniger Erwerbstätige müssen dauerhaft für immer mehr Rentner aufkommen. Das Umlagesystem gerät dadurch zunehmend unter Druck, und ohne Reformen steigen Beiträge und Steuerlast mit den beschriebenen Effekten auf Investitionen und Wachstum.

Fakt 5:
Auch ohne Rentenpaket 2025 steigen die Beiträge
Selbst ohne das geplante Rentenpaket 2025 wären steigende Beitragssätze unvermeidlich. Projektionen des Bundesarbeitsministeriums (Rentenversicherungsbericht 2024) zeigen:
- Bis 2027 könnte der Beitragssatz zwar stabil bei 18,6 Prozent bleiben.
- Ab 2028 ist jedoch ein deutlicher Sprung auf 19,8 Prozent absehbar.
- 2035 läge der Satz im Basisszenario bereits bei 21,2 Prozent – im ungünstigen Szenario sogar bei 21,9 Prozent.
Grund dafür sind sinkende Beschäftigtenzahlen, höhere Lebenserwartung und die wachsende Zahl von Rentenempfängern. Das heißt: Schon ohne zusätzliche Leistungsversprechen müssen Arbeitnehmer und Arbeitgeber immer höhere Beiträge zahlen.
Für eine marktwirtschaftlich stabile Altersvorsorge braucht es deshalb grundlegende Strukturreformen statt Leistungsausweitungen, die den Anstieg der Ausgaben sogar noch erhöhen.

Fakt 6:
Es fließt immer mehr Steuergeld in die Rente
Der Bundeszuschuss zur gesetzlichen Rentenversicherung ist längst der größte Einzelposten im Bundeshaushalt. Bereits 2021 überwies der Bund 105,9 Milliarden Euro. Bis 2026 soll dieser Betrag laut Finanzplanung auf 127,8 Milliarden Euro steigen – das entspricht nahezu jedem vierten Euro aus dem gesamten Bundeshaushalt.
Damit fließt immer mehr Steuermittel in die Rente, obwohl sie formal als Umlageverfahren konzipiert ist. Die Folge: immer weniger Spielraum für Investitionen in Bildung, Infrastruktur oder Digitalisierung, während der Steuerzahler eine stetig wachsende Last trägt.
Ohne strukturelle Reformen droht die Rentenversicherung so vom Generationenvertrag zur dauerhaften Subvention aus Steuermitteln auf Kosten der Jungen zu werden – ein klarer Bruch mit ihrem ursprünglichen Prinzip.

Fakt 7:
Auch die Beamtenversorgung wird immer kostspieliger
Die Finanzierung der Pensionen erfolgt größtenteils aus laufenden Steuereinnahmen. 1998 schuf der Bund zur Ergänzung eine Verpflichtung zur Bildung von Versorgungsrücklagen. Mit der Übertragung des Versorgungsrechts auf Länder und Kommunen 2006 entfiel die bundeseigene Rücklagenbildung. Die Länder richteten daraufhin eigene Rücklageninstrumente ein – mit unterschiedlichen Strukturen, Anlagestrategien, Volumina und Deckungszielen. Teilweise wurden sie von der Politik in der Folge auch zweckentfremdet.
Im Jahr 2020 beliefen sich die Versorgungsrücklagen auf 52 Mrd. Euro bei den Ländern und 25 Mrd. Euro beim Bund. Demgegenüber lagen die jährlichen Ausgaben für Ruhegehälter und Hinterbliebenenfürsorge 2021 bei 17,1 Mrd. Euro beim Bund und 42,7 Mrd. Euro bei Ländern und Kommunen. Damit sind die Rücklagen zur Deckung der bestehenden Ansprüche unzureichend. Hinzu kommen Gesundheits- und Pflegekosten für Beamte, die 2020 insgesamt 10,9 Mrd. Euro betrugen.
Die fehlende Verpflichtung zu ausreichenden Rücklagen und die Nichtabführung von GRV-Beiträgen führen dazu, dass die laufenden Kosten zunächst niedriger erscheinen, während die Belastung in die Zukunft verschoben wird. Die Ausgaben für die Beamtenversorgung sind in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich gestiegen. 2022 lagen sie bei 1,7 Prozent des BIP und werden bis 2080 voraussichtlich 2,2 Prozent des BIP erreichen. Den Hauptanteil tragen die Länder und Kommunen, deren Anteil 2022 bei 72 Prozent lag und bis 2080 auf 85 Prozent steigen wird.

Fakt 8:
Wir gehen deutlich früher in Rente, als wir per Gesetz eigentlich sollten
Zwar steigt die Regelaltersgrenze schrittweise auf 67 Jahre an, doch viele Versicherte nutzen die Möglichkeit zum vorzeitigen Ruhestand: Langjährig Versicherte (mindestens 35 Beitragsjahre) können bereits ab 63 Jahren mit Abschlägen in Rente gehen. Bei besonders langjährig Versicherten (mindestens 45 Beitragsjahre) geht dies ab aktuell ca. 64,5 Jahre ohne Abschläge.
Die Folge: Das tatsächliche Renteneintrittsalter liegt seit Jahrzehnten spürbar unter der gesetzlichen Grenze. 2021 betrug es im Schnitt nur 64,1 Jahre bei Männern und 64,2 Jahre bei Frauen – trotz Reformen, die das Rentenalter bereits angehoben haben. Damit fließen Rentenzahlungen früher und länger, während Beitragszahlungen entfallen – ein weiterer Belastungsfaktor für das Umlagesystem.

Fakt 9:
Kopplung an die Lebenserwartung JA, Rente mit 70 NEIN
Internationale Erfahrungen zeigen: In Ländern wie Dänemark oder Italien wird das Rentenalter regelmäßig automatisch an die Lebenserwartung angepasst, in den Niederlanden und Portugal teilweise. Eine solche Regelbindung verhindert, dass politische Diskussionen über die Anpassung des Rentenalters ständig neu geführt werden müssen.
Die Wirkung wäre moderat, aber wirksam: Nach der sogenannten 2 : 1-Regel würde ein zusätzliches Jahr an Lebenserwartung im Alter zu zwei Dritteln auf eine längere Erwerbsphase und zu einem Drittel auf eine längere Rentenphase verteilt. So bliebe das Verhältnis von durchschnittlicher Rentenbezugsdauer zu Versicherungsjahren in der Erwerbsphase weitgehend konstant.
In der mittleren Variante der aktuellen Bevölkerungsprojektionen würde das gesetzliche Renteneintrittsalter ab 2031 alle 10 Jahre um knapp 6 Monate steigen. Damit würde also keinesfalls die gefürchtete „Rente mit 70“ umgesetzt, sondern die Belastung für das Umlagesystem gleichmäßig und planbar verteilt.

Fakt 10:
Mehr Kapitaldeckung für mehr Nachhaltigkeit
Das klassische Umlageverfahren der gesetzlichen Rentenversicherung muss entlastet und stärker durch kapitalgedeckte Vorsorgeformen ergänzt werden. Deutschland hat hier im internationalen Vergleich noch erhebliches Potenzial.
Etwa ein Drittel aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten verfügt weder über einen Riester-Vertrag noch über eine betriebliche Altersvorsorge. Berücksichtigt man andere Formen wie private Rentenversicherungen oder selbstgenutztes Wohneigentum haben dennoch 17 Prozent der Beschäftigten keine Absicherung über die gesetzliche Rente hinaus. Besonders betroffen sind Geringverdiener, Teilzeitkräfte, Personen ohne Berufsabschluss, Haushalte mit minderjährigen Kindern und Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit. Diese Gruppen tragen ein hohes Risiko, im Alter unzureichend abgesichert zu sein.
Auch international betrachtet ist Deutschland im Bereich kapitalgedeckter Altersvorsorge zurückhaltend. Betriebsrenten und Kapitaleinkünfte machen hierzulande nur einen geringen Anteil des Altersbudgets aus. In Ländern wie Schweden, Dänemark oder den Niederlanden sind kapitalgedeckte Modelle deutlich stärker etabliert. Die Sparer profitieren stärker von den hohen Renditen des Kapitalmarkts.
Simulationen zeigen, dass breit gestreute Aktienportfolios mit Lebenszyklusstrategie über 45 Jahre eine Median-Rendite von rund 7,3 Prozent pro Jahr erreichen können. Selbst bei schweren Finanzkrisen sind die Verluste in der Regel begrenzt, sodass eine dynamische Auszahlungsstrategie die Sicherheit weiter erhöht. Solche Modelle könnten das deutsche Rentensystem effektiv ergänzen und die Belastung des Umlageverfahrens verringern.

Ausgewählte Quellen:
Fakt 1: Prognos 2025
Fakt 2: Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung und IW Köln nach Statista 2021
Fakt 3: eigene Darstellung nach Bundeszentrale für politische Bildung 2022
Fakt 5: IGES 2025
Fakt 6: Bundeshaushalt 2025





