Weekender-Themen: Russland, Finanzpolitik, Selbständige, 50+, Insolvenzen
Jeden Freitag empfiehlt der Weekender fünf Vertiefungen zu wirtschaftspolitisch interessanten wie relevanten Themen.
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Russlands Wirtschaft – Wie wirken die Sanktionen auf Russland? Mit dem Moskauer Ökonomen Nikolaj Kulbaka hat darüber Benjamin Bidder vom Spiegel gesprochen. „Was die Bürger weniger spüren, was Experten aber auffällt“, so der Ökonom, „die Produktpalette ist kleiner geworden. Die Verpackungen verändern sich, werden simpler. Teilweise sind die Plastikhüllen verschwunden. Hier und dort verschwinden die ersten Unternehmen vom Markt, die über zu wenig Rücklagen verfügten: Mal ist es ein Café, mal ein Restaurant. Das alles hat aber noch keinen Massencharakter.“ Die derzeitige Entwicklung sei nicht überraschend, so Kulbaka weiter, denn es sei klar gewesen, dass die russische Wirtschaft über gewisse Reserven verfüge, um drei Monate zu überbrücken. Aber auch dann werde es keinen Crash geben, „sondern ein langsames Abrutschen des Landes. Russland wird so langsam sinken wie die ‚Titanic‛.“
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Neue Finanzpolitik (ab 2023) – Finanzminister Christian Lindner steckt in einem Dilemma. Eigentlich hatte der FDP-Chef gehofft, mit seinem Ministerposten sein Profil und das seiner Partei zu schärfen. Zu diesem Profil gehört der Einsatz für stabile Finanzen. Doch aktuell wird Lindner vornehmlich in der Funktion des Abnickers weiterer Staatsausgaben wahrgenommen. Zusammen mit seinem ökonomischen Berater, dem früheren Wirtschaftsweisen-Chef Lars Feld, hat Lindner diese Woche einen Befreiungsschlag versucht und ein 21-seitiges Strategiepapier vorgestellt, das seine Politik ab dem Etat 2023 zeigen soll. „Man muss den Exit finden aus dem Krisenmodus“, sagte Lindner bei der Präsentation. Martin Greive und Jan Hildebrand schreiben im Handelsblatt: „Das Papier liest sich stellenweise wie eine Neuinterpretation des Ende 2021 beschlossenen Koalitionsvertrages.“ – Wir sind gespannt, welche der Themen der Finanzminister im Kabinett durchgesetzt bekommt.
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Weniger Selbstständige – Der Anteil der Selbstständigen an den Erwerbstätigen nimmt seit Jahren kontinuierlich ab. Wird sich der Trend in den nächsten Jahren umkehren? Vermutlich nicht, meint Ulrich Walwei auf Ökonomenstimme. „Da beim institutionellen Rahmen aus heutiger Sicht nicht mit fundamentalen Änderungen zu rechnen ist, sind davon ausgehende Impulse in Richtung einer stärkeren Ausbreitung der Selbstständigkeit unwahrscheinlich“, so der Vizedirektor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Hinzu käme, dass für die Verbreitung von Selbstständigkeit die Lage und Entwicklung des Arbeitsmarktes ein wichtiger Faktor sei. Je günstiger sich dieser darstelle, desto geringer seien die Push-Effekte in Richtung Selbstständigkeit, so Walwei weiter. „Vieles spricht dafür, dass das Zusammenspiel von Transformationsprozessen in der Wirtschaft und die damit verbundenen neuen, teils anspruchsvollen Anforderungen an Arbeitskräfte sowie der demografisch bedingte Rückgang der Erwerbsbevölkerung den Arbeitskräftebedarf künftig eher noch weiter verstärken dürften.“ – Schlechte Aussichten für mehr Selbstständigkeit in Deutschland.
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Altersdiskriminierung? – Die Erwerbstätigenquote von über 50-Jährigen in Deutschland steigt. Allerdings hauptsächlich dadurch, dass mehr Ältere länger in Beschäftigung bleiben. Dagegen haben sich die Chancen, eine neue Stelle zu finden, für diese Altersgruppe kaum verbessert. Sie sind deutlich geringer als bei jüngeren Arbeitskräften, vor allem, wenn aus Arbeitslosigkeit eine Stelle gesucht wird. Neben subjektiven Diskriminierungserfahrungen gibt es auch objektive Indikatoren und Indizien für altersspezifische Benachteiligungen, besonders beim Zugang zu Beschäftigung, meinen auf Ökonomenstimme die freiberufliche Publizistin Juliane List und Claus Schnabel, Inhaber des Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre an der Universität Hohenheim. – Eine solche Einstellung kann sich eine schrumpfende Gesellschaft nicht leisten.
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Gute Nachrichten zum Schluss: Trotz Krieg und Pandemie melden weniger Betriebe Insolvenz an in Deutschland – und die Zahl der Neugründungen steigt (mehr bei Zeit Online). – We like!
Gute Kommentare, interessante Hintergründe – jeden Freitag präsentieren wir (Link zum Archiv) fünf Vertiefungen zu den wirtschaftspolitisch interessantesten und relevantesten Themen der Woche. > Keinen Blogpost verpassen
Autor:
INSM Redaktion Hier schreibt die Redaktion der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft.