Wärmepumpen: Ein neues Milliarden-Subventionsgrab?
Der Einbau von Wärmepumpen bei Altbauwohnungen wird vom Staat subventioniert. Sollen die Ausbauziele erreicht werden, kostet das den Steuerzahler Milliarden. Eine gute Idee?
Wärmepumpen gelten häufig als klimafreundliche Alternative zur Öl- und Gasheizung. Dieser Auffassung ist offenbar auch Bundeswirtschaftsminister Habeck: Um zugleich den Klimaschutz im Gebäudesektor voranzutreiben und für eine Abkehr von fossilen Energierohstoffimporten aus Russland zu sorgen, hat er auf dem Wärmepumpengipfel Mitte November 2022 das Ziel bekräftigt, dass in Deutschland bis zum Jahr 2030 insgesamt sechs Millionen Wärmepumpen installiert sein sollen. Dazu soll der Einbau von Wärmepumpen beschleunigt werden: Ab dem Jahr 2024 sollen jährlich mindestens 500.000 neue Pumpen in Betrieb gehen. Dieser Wert impliziert, dass jährlich ein Vielfaches der im Jahr 2021 neu installierten Wärmepumpen von rund 150.000 Stück verbaut werden soll.
Das könnte den Staat beziehungsweise den Steuerzahler enorme Summen kosten: Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) fördert den Einbau von Wärmepumpen bei der Sanierung von Altbauten aktuell mit 25 bis 40 Prozent der förderfähigen Gesamtkosten, die je Wohneinheit maximal 60.000 Euro betragen. Die maximale Förderung beträgt somit 24.000 Euro, wenn der Höchstfördersatz von 40 Prozent gewährt wird.
„Ein solch umfangreiches Fördervolumen bedarf ohne Frage der Rechtfertigung.“
Nimmt man für eine grobe Überschlagsrechnung mit großem Optimismus an, dass ab dem Jahr 2024 in Neubauten jährlich 400.000 Wärmepumpen verbaut werden, müssten pro Jahr 100.000 Wärmepumpen im Altbau installiert werden, um die Zielmarke von 500.000 Stück pro Jahr zu erreichen. Das dürfte trotz der aktuell üppigen Förderung von im Altbau installierten Wärmepumpen sehr ambitioniert sein. Würden dennoch 0,6 Millionen Wärmepumpen bis zum Jahr 2030 im Altbau installiert und die aktuellen Fördersätze beibehalten, wäre damit ein Förderaufwand von bis zu 14,4 Milliarden Euro verbunden.
Ein solch umfangreiches Fördervolumen bedarf ohne Frage der Rechtfertigung – zumal die Verbreitung von Wärmepumpen bereits durch eine mehr als 20 Jahre währende Förderung durch ein Marktanreizprogramm begünstigt wurde und die Technologie längst als ausgereift gilt (PwC 2021: 10). Umso erstaunlicher ist es, dass es bislang keine umfassende Evaluierung der mit der Förderung von Wärmepumpen einhergehenden Effekte gibt, insbesondere hinsichtlich der Vermeidung von Emissionen an Kohlendioxid (CO2).
Relativ neu ist zudem die Begünstigung der flächendeckenden Verbreitung der Wärmepumpe in Neubauten per Verordnung: Die Wärmepumpe gilt als die kostengünstigste Alternative zur Einhaltung der durch die Energieeinsparverordnung geforderten Energieeffizienzstandards in Neubauten. Daher gibt es seit dem Jahr 2021 keine Förderung mehr für den Einbau einer Wärmepumpe im Neubau.
Ob es darüber hinaus einer Förderung für die Verbreitung von Wärmepumpen im Altbau bedarf, müsste bezweifelt werden, wenn man der Schätzung der CO2-Vermeidungskosten von 45 Euro je Tonne CO2 für den Ersatz einer Ölheizung durch eine Wärmepumpe aus der Studie von PricewaterhouseCoopers im Auftrag des Bundesverbandes Wärmepumpen e.V. (BWP) glauben darf (PwC 2021: 44). Demnach wäre diese Option angesichts steigender CO2-Preise im nationalen Brennstoffemissionshandel spätestens im Jahr 2024 wettbewerbsfähig, denn der CO2-Preis ist für 2024 auf 45 Euro fixiert.
Allerdings kommt Weimann (2021: 18) hinsichtlich der CO2-Vermeidungskosten zu sehr viel höheren Werten als PricewaterhouseCoopers und taxiert diese anhand eines transparenten Beispiels auf rund 600 bis 1300 Euro, je nachdem, ob eine Öl- oder eine Erdgasheizung durch eine Wärmepumpe ersetzt wird. Demnach sollte aus klimapolitischer Perspektive auf eine Förderung von Wärmepumpen verzichtet werden, weil die Senkung von Treibhausgasen wesentlich kostengünstiger auf andere Art und Weise bewerkstelligt werden kann, etwa durch den EU-Emissionshandel. Hier lagen die CO2-Zertifikatpreise bislang noch nie über 100 Euro.
Darüber hinaus muss betont werden, dass Wärmepumpen eine konventionelle Technologie darstellen, die nur dann als treibhausgasneutral gelten kann, wenn Wärmepumpen ausschließlich mit grünem, auf Basis erneuerbarer Energietechnologien hergestelltem Strom betrieben werden. Das ist beim derzeitigen Strommix mit einem Anteil von rund 50 Prozent an grünem Strom jedoch nicht der Fall. Die Emissionseinsparwirkungen des Einsatzes von Wärmepumpen verbessern sich daher erst allmählich im Zuge der Dekarbonisierung des deutschen Strommixes.
Hinzu kommt ein paradoxer Effekt, falls tatsächlich in massiver Weise Wärmepumpen zugebaut werden sollten: Aufgrund des daraus resultierenden Anstiegs des Stromverbrauchs in Deutschland wird dafür gesorgt, dass konventionelle Kraftwerke länger betrieben werden, als wenn es eine Wärmepumpenoffensive nicht gäbe. Das dürfte wohl bei der Erhöhung des Wärmepumpenziels von ehemals 4 auf nun 6 Millionen bis zum Jahr 2030 nicht bedacht worden sein.
Schließlich muss auch konstatiert werden, dass viele Gebäude für den Einbau von Wärmepumpen ungeeignet sind. Daher raten Handwerker in der Regel beim Einbau von Wärmepumpen in Altbauten zur Vorsicht: Unsanierte, schlecht gedämmte Gebäude können mit Wärmepumpen nur zu extrem hohen Kosten beheizt werden und oftmals dennoch nicht einmal ausreichend. Bevor eine Wärmepumpe in solchen Gebäuden eingebaut werden sollte, müssten diese unter Inkaufnahme immer höherer Investitionskosten erst einmal umfassend energetisch saniert werden. Daher ist eine Wärmepumpenheizung auf absehbare Zeit für die meisten Gebäude keine Alternative zu konventionellen Heizmethoden.
Fazit
All diese Gründe sprechen dafür, dass man die Verbreitung von Wärmepumpen nicht überstürzen sollte und dafür nicht Abermilliarden an Fördergeldern unter Inkaufnahme zusätzlicher Schulden einsetzt, die man an anderer Stelle weitaus besser investieren könnte. Diese Argumente werden die Politik wohl dennoch nicht dazu bewegen, von ihrem Wärmepumpen-Ziel abzurücken. Immerhin aber bleibt die Hoffnung, dass den Steuerzahlern eine sie teuer zu stehen kommende Wärmepumpenwelle wohl dadurch erspart bleibt, dass dafür schlicht das Personal und das Know-how fehlen: Handwerker sind seit Jahren eine Spezies, die man immer schwerer zu sich nach Hause locken kann! Eine veritable Wärmepumpenwelle würde den Handwerkermangel nur noch weiter verschärfen. Noch ein Grund zu hoffen, dass die von der Politik angestrebte Wärmepumpenwelle ausbleibt!
Literatur
PwC. 2021. Opportunities and risks for Germany’s heating industry in a competing global environment. PricewaterhouseCoopers GmbH.
Weimann, Joachim. 2021. CO2-Preise und Kosten der CO2-Vermeidung bei Anwendung ordnungsrechtlicher Maßnahmen im Vergleich zur Erweiterung des EU-ETS. Kurzgutachten im Auftrag der Freien Demokratischen Partei. August 2021: Otto-von-Guericke Universität Magdeburg.
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Autor:
Prof. Dr. Manuel Frondel ist außerplanmäßiger Professor für Energieökonomik und angewandte Ökonometrie an der Ruhr-Universität Bochum und Leiter des Kompetenzbereichs „Umwelt und Ressourcen“ am RWI.