Stärke der Hochschulen bewahren
Den Hochschulen in Berlin drohen schmerzhafte Kürzungen. Dabei sind die Hochschulen im Bundesländervergleich des INSM-Bildungsmonitors eine der Stärken Berlins. Und es lohnt sich in Hochschulen zu investieren, um die gesellschaftlichen Herausforderungen zu meistern und den Wohlstand zu sichern.
Deutschland steht vor großen Herausforderungen von Demografie, Digitalisierung, Dekarbonisierung und Deglobalisierung. Zugleich muss die Wachstumsdynamik gestärkt werden, um dringend notwendige Investitionen der öffentlichen Hand in die Infrastruktur, Zusatzausgaben für Verteidigung und demografiebedingte Mehrausgaben der sozialen Sicherungssysteme finanzieren zu können. Insgesamt muss die Innovationskraft in Deutschland hierfür zunehmen. Den Hochschulen kommt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle zu.
Berliner Hochschulen schaffen es, öffentliche Grundmittel sehr erfolgreich zu hebeln. Im Jahr 2023 wurden 26,2 Prozent der Gesamtausgaben der Hochschulen in Berlin durch Drittmittel finanziert (Bundesdurchschnitt: 21,9 Prozent). 55,1 Prozent der Beschäftigten der Hochschulen sind Wissenschaftler, ein Effizienzindikatorwert über dem Bundesdurchschnitt von 53,7 Prozent. Dabei waren die Hochschulausgaben für Investitionen eher im Bundesländervergleich zurückhaltend – die Investitionsquote lag unter dem Bundesdurchschnitt.
Eine Unternehmensbefragung des IW zeigt, welche Innovationsimpulse durch Hochschulen aus Sicht der Unternehmen besonders wichtig sind. So wünschen sich die Unternehmen Impulse durch die Ausbildung (auch internationaler) Studierender, Wissenstransfer, Forschungskooperationen, Gründungen/Start-Ups und Angebote der akademischen Weiterbildung.
Die Hochschulen in Berlin leisten wichtige Beiträge zur Stärkung der Innovationskraft. Die eingeworbenen Drittmittel je Professorin/Professor liegen über dem Bundesdurchschnitt, gemessen am BIP sind in Berlin viele Forscherinnen und Forscher an Hochschulen beschäftigt – dies stärkt Impulse für Forschungskooperationen mit der Wirtschaft vor Ort, dazu die Basis für forschungsintensive Ausgründungen. Die Hochschulen tragen in hohem Maße zur Stärkung der Fachkräftebasis in der Region bei. In den letzten zehn Jahren ist in keinem der 16 Bundesländer die Anzahl der Einwohner mit Hochschulabschluss so stark gestiegen wie in Berlin. Dazu ist Berlin attraktiv für internationale Studierende. 21,7 Prozent der Studierenden sind Bildungsausländer – der Bundesdurchschnitt liegt bei 13,6 Prozent. Eine aktuelle Studie des IW zeigt, dass internationale Studierende sowohl das Wachstum als auch die öffentlichen Haushalte langfristig stärken. In Berlin wird dieser Erfolg auch daran deutlich, dass im September 2024 der Ausländeranteil von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Ingenieurberufen 20,3 Prozent beträgt und die Anzahl ausländischer Beschäftigter in Ingenieurberufen im Vergleich zu Ende 2012 in Berlin um 485 Prozent gestiegen ist – beides jeweils der Spitzenwert unter den Bundesländern.
Es ist daher zu wünschen, dass die eigentlich geltenden Hochschulverträge bis 2028 möglichst eingehalten werden können und für den Zeitraum danach der Bedeutung der Hochschullandschaft für die wirtschaftlichen Perspektiven der Region und des ganzen Landes ausreichend Rechnung getragen wird.
Autor:

Prof. Dr. Axel Plünnecke ist Leiter des Themenclusters Bildung, Innovation, Migration beim Institut der deutschen Wirtschaft.