Deutschland braucht Wirtschaftswachstum

Jetzt mehr denn je. Die Wirtschaft ist das Herz unseres Landes: Nur wenn dieses Herz schlägt, haben die Menschen Jobs und Einkünfte, gibt es Investitionen in Bildung, Infrastruktur und digitale Netze und nur eine starke Wirtschaft garantiert soziale, innere und äußere Sicherheit. Doch dieses Herz schlägt schwächer: Unser BIP schrumpft oder stagniert, und ohne Wachstum droht Stillstand – weniger Jobs, weniger Investitionen, weniger Zukunft.

Wohlstand ist kein Geschenk – er ist das Ergebnis einer starken, wachsenden Wirtschaft. Es ist Zeit, Verantwortung zu übernehmen: Für unsere Kinder, unsere Familien, unsere Gesellschaft. Wir dürfen nicht abwarten. Wachstum ist die Grundlage unserer Zukunft. Wir müssen handeln. Jetzt. Wir müssen alle dafür kämpfen, dass Deutschland wieder ein attraktiver Standort wird, dass Unternehmen aus dem In- und Ausland gerne und mehr in Deutschland investieren.

Was Wirtschaftswachstum für Deutschland bedeutet

  • Wie steht es um die deutsche Wirtschaft?

    Die deutsche Wirtschaft stagniert seit Jahren. Die Wirtschaftsleistung liegt heute auf dem Niveau von vor der Corona-Pandemie, obwohl die Bevölkerung seit Ende 2019 um rund 1,6 Millionen Menschen gewachsen ist. Pro Kopf bedeutet das sogar einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um etwa 1,5 Prozent – ein historisch einmaliger Stillstand in der Nachkriegsgeschichte. Gleichzeitig verschärfen sich Verteilungskonflikte, weil Wohlstand kaum noch zunimmt und die demografische Alterung das Wachstum zusätzlich dämpft. In den kommenden zehn Jahren, wenn die Generation der Babyboomer in Rente geht, droht die Wirtschaft ohne Gegenmaßnahmen dauerhaft an Dynamik zu verlieren.

  • Was ist Potenzialwachstum?

    Das Potenzialwachstum zeigt, wie stark eine Volkswirtschaft auf Dauer wachsen kann, wenn alle Produktionsfaktoren – also Arbeit, Kapital und Technologie – im normalen Umfang genutzt werden. Es beschreibt den langfristigen Wachstumspfad, den eine Wirtschaft ohne konjunkturelle Schwankungen erreichen kann. Entscheidend sind dabei vor allem Produktivität, Erwerbsbeteiligung und Investitionen. In Deutschland liegt dieses Potenzial derzeit auf einem sehr niedrigen Niveau: Das IfW Kiel erwartet für 2025 ein Produktivitätswachstum von rund 0,2 Prozent, das bis 2029 nur leicht auf 0,4 Prozent zunimmt – ein deutliches Signal für die anhaltende Wachstumsschwäche.

  • Was bedeutet Wirtschaftswachstum für Bürgerinnen und Bürger?

    Für die Bürgerinnen und Bürger heißt das: Wenn das Potenzialwachstum so niedrig bleibt, steigen Löhne und Einkommen nur langsam, während Preise und Abgaben weiter zulegen. Bei einem Produktivitätswachstum von nur 0,5 Prozent pro Jahr wächst das durchschnittliche Nettogehalt bis 2030 gerade einmal um rund 235 Euro – bei 1,5 Prozent Produktivitätswachstum wären es dagegen fast 2.000 Euro mehr. Es bleibt also deutlich weniger Spielraum für Konsum, Ersparnisse und soziale Aufstiegschancen. Mit anderen Worten: Ein geringes Potenzialwachstum bedeutet, dass der materielle Wohlstand vieler Menschen stagniert – selbst wenn die Wirtschaft formal nicht schrumpft.

  • Was bedeutet Wirtschaftswachstum für die Rente?

    Ein stärkeres Wirtschaftswachstum könnte den Druck auf die Rentenkassen erheblich mindern. In den kommenden Jahren verschlechtert sich das Verhältnis von Beitragszahlern zu Rentnern deutlich, weil die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen. Ohne zusätzliche Impulse steigt der Beitragssatz deshalb von 18,6 Prozent heute auf rund 22,3 Prozent im Jahr 2038, wenn das Rentenniveau von 48 Prozent gehalten werden soll. Um diesen Anstieg zu vermeiden, wäre ein jährliches Zusatzwachstum von etwa zwei Prozentpunkten erforderlich. Besonders in den Jahren 2026 bis 2035 müsste das Wirtschaftswachstum kräftiger ausfallen, um die steigenden Lasten auszugleichen: In der zweiten Hälfte der 2020er-Jahre wären im Schnitt +2,2 Prozentpunkte, in der ersten Hälfte der 2030er-Jahre rund +2 Prozentpunkte nötig. Erst danach, wenn der Babyboomer-Effekt abklingt, würde das erforderliche Wachstumsplus deutlich sinken. Damit zeigt sich: Nur dauerhaft höheres Produktivitäts- und Beschäftigungswachstum kann die Rentenfinanzen stabilisieren, ohne Jüngere stärker zu belasten oder Renten real zu kürzen.

  • Was bedeutet Wirtschaftswachstum für den Staat?

    Ein stärkeres Wirtschaftswachstum würde die öffentlichen Finanzen deutlich entlasten. Steigt die Wirtschaftsleistung, erhöhen sich automatisch die Steuereinnahmen, während die Schuldenquote sinkt – weil sich bestehende Schulden auf eine größere Wirtschaftsleistung verteilen. Das verbessert die Tragfähigkeit der Staatsfinanzen und verschafft dem Staat mehr Spielraum für Investitionen, Entlastungen und Zukunftsprojekte. Schwaches Wachstum hingegen erschwert die Haushaltskonsolidierung, da Einnahmen stagnieren, während die Ausgaben – etwa für Rente, Gesundheit und Pflege – weiter steigen. Wachstum bleibt damit die zentrale Voraussetzung für solide und nachhaltige Staatsfinanzen.

  • Was muss jetzt passieren?

    Um den Trend umzukehren, braucht es vor allem mehr Produktivitätswachstum und eine höhere Erwerbsbeteiligung. Entscheidend sind:

    • Investitionen in Bildung, Forschung und Digitalisierung, um technischen Fortschritt und Innovationen zu beschleunigen.
    • Bessere Rahmenbedingungen für Unternehmen, etwa durch Bürokratieabbau, Planungsbeschleunigung und steuerliche Entlastungen, damit mehr Kapital in produktive Projekte fließt.
    • Aktivere Arbeitsmarktpolitik, die Ältere, Frauen und Zugewanderte stärker in Beschäftigung bringt.
    • Stabile Staatsfinanzen, damit mehr Spielraum für wachstumsfreundliche Maßnahmen bleibt.

    Schon ein um einen Prozentpunkt höheres jährliches Produktivitätswachstum würde bis 2040 rund 17 Prozent mehr Wirtschaftsleistung pro Kopf ermöglichen – also deutlich mehr Wohlstand für alle.

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    Kein Wachstum, kein Wohlstand.

    Das Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts pro Kopf ist die zentrale Messgröße ökonomischer Leistungsfähigkeit. Historisch lässt sich zeigen, dass Phasen hohen Wachstums mit steigenden Einkommen und sinkender Armut einhergingen. Je mehr eine Volkswirtschaft produziert, desto größer sind die Spielräume für steigende Löhne, öffentliche Investitionen und sozialen Ausgleich. In den OECD-Ländern stieg das reale Haushaltseinkommen pro Kopf 2024 um 1,8 %, während das reale BIP pro Kopf lediglich um 0,4 % zunahm – ein Hinweis darauf, dass selbst schwaches Wachstum noch positive Effekte entfalten kann. Auch global zeigt sich: In Ländern, die in den vergangenen Jahrzehnten hohe Wachstumsraten erzielten – etwa China, Südkorea oder Vietnam – ging extreme Armut stark zurück, und Gesundheits- und Bildungsindikatoren verbesserten sich signifikant.

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    Kein Wachstum, keine Rente.

    Die Finanzierung unserer Altersvorsorge, insbesondere unseres umlagefinanzierten Rentensystems, hängt stark von Wirtschaftswachstum ab. Die Renten der aktuellen Generation werden von den Beiträgen der Erwerbstätigen finanziert. Das heißt: Je höher das BIP und die Einkommen, desto mehr Einnahmen fließen in die Rentenkassen. Wachstum ermöglicht also höhere Beitragseinnahmen und reduziert die Belastung der einzelnen Beitragszahler. Bei stagnierendem oder sinkendem BIP würden die Einnahmen automatisch geringer, selbst wenn der Beitragssatz konstant bliebe. Gleichzeitig steht Deutschland wie viele andere Industrieländer vor einer alternden Bevölkerung: Die Zahl der Rentner wächst schneller als die der Erwerbstätigen. Ohne zusätzliches Wachstum müsste der Beitragssatz deutlich steigen oder die Renten gekürzt werden oder beides, um das System stabil zu halten. Und auch in kapitalgedeckten Systemen ist Wachstum wichtig: Die Renditen von Aktien, Immobilien und anderen Anlagen hängen langfristig vom Wirtschaftswachstum ab.

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    Kein Wachstum, keine Sicherheit.

    Ein solides Wachstum des Bruttoinlandsprodukts liefert dem Staat bei gleichbleibenden Steuersätzen höhere Einnahmen. Diese sind nötig, um in Verteidigung, Rüstung und Sicherheit zu investieren – insbesondere, nachdem die deutschen Rüstungsausgaben über viele Jahre zu gering ausgefallen sind. So wurde das Zwei-Prozent-Ziel der Nato stets verfehlt. Doch auch unabhängig von der fiskalischen Basis nützt Wirtschaftswachstum der Verteidigungsfähigkeit. Wachstum stärkt die industrielle Basis, Innovationskraft und damit die Fähigkeit, moderne Verteidigungstechnologien zu entwickeln und bereitzustellen. Umgekehrt: Wenn Wachstum fehlt, konkurrieren Verteidigungsausgaben mit anderen Prioritäten, wie sozial- und industriepolitischen Einzelmaßnahmen – das kann zu Budgetverlagerungen führen, die die sicherheitspolitische Handlungsfähigkeit einschränken. Ohne Wachstum drohen Investitions- und Beschaffungsstopps, Veralterung der Ausrüstung und damit reduzierte Abschreckungs- und Einsatzfähigkeit.

Warum Wachstum wichtig ist

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    Lunch-Event: Wofür brauchen wir Wachstum?

    Warum wir Wirtschaftswachstum brauchen und strukturelle Reformen in den Sozialversicherungen wichtig sind, erläuterte Prof. Dr. Stefan Kooths am 10. November. Der Direktor der Forschungsgruppe Konjunktur und Wachstum am Institut für Weltwirtschaft Kiel hat für die INSM die Studie Wachstumseffekte und Wachstumshebel verfasst und vorgestellt.

    Zum Rückblick
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    Kein Wachstum, keine Jobs.

    Wachstum und Beschäftigung hängen unmittelbar zusammen: Ohne wirtschaftliche Expansion entstehen nur schwer neue Arbeitsplätze, während gleichzeitig die Arbeitslosigkeit steigt. Dieser Zusammenhang lässt sich sowohl theoretisch als auch empirisch analysieren. Denn Wachstum schafft Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen. Wenn Unternehmen mehr produzieren, benötigen sie dafür mehr Arbeitskräfte – sei es direkt in Produktion und Dienstleistung oder indirekt in vor- und nachgelagerten Lieferketten. Empirisch zeigt sich, dass die Arbeitslosenquote in Industrieländern im Mittel um etwa 0,5 Prozentpunkte sinkt, wenn das reale BIP um 2 Prozent wächst. Gleichzeitig sehen wir, dass in Deutschland die anhaltend schlechte konjunkturelle Lage auf den Arbeitsmarkt durchschlägt: Die Arbeitslosigkeit ist auf dem höchsten Stand der letzten 10 Jahre, parallel verzeichnet die Bundesagentur für Arbeit immer weniger offene Stellen.

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    Kein Wachstum, kein Trävelling.

    Es gibt einen engen Zusammenhang zwischen wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit und der Fähigkeit von Staaten, öffentliche Infrastruktur zu bauen, zu erhalten und zu modernisieren. Denn Wachstum erhöht die staatlichen Einnahmen über Steuern und Abgaben — die zentrale Finanzierungsquelle für öffentliche Investitionen. Ein höheres BIP ermöglicht also größere Investitionsvolumina in Infrastruktur, ohne dass die Staatsverschuldung steigt. Laut OECD korreliert in Industrieländern das reale BIP pro Kopf stark mit öffentlichen Infrastrukturinvestitionen. Gleichzeitig neigen Länder mit stagnierendem Wachstum dazu, Investitionen zu verschieben oder zu kürzen, was langfristig die Qualität der Infrastruktur mindert. Damit hemmt fehlendes Wachstum die Funktionsfähigkeit der Wirtschaft und schränkt die Lebensqualität der Bevölkerung ein.

Diagramme

Die deutsche Wirtschaft verliert an Dynamik. Schwaches Wachstum, sinkende Wettbewerbsfähigkeit und eine zunehmende Staatsverschuldung gefährden unseren Wohlstand. Diese Grafiken zeigen, wie ernst die wirtschaftliche Lage tatsächlich ist.

Inflationsrate (Destatis)

in %
94,50-1
´18´19´20´21´22´23´24´25

DIW Konjunkturbarometer

130650
'09'10'11'12'13'14'15'16'17'18'19'20'21'22'23'24'25
  • DIW Konjunkturbarometer

Arbeitslosigkeit und offene Stellen

3.000.0001.500.0000
´17´18´19´20´21´22´23´24´25
  • Arbeitslose
  • gemeldete offene Stellen

Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland

in %
40-5
'15'16'17'18'19'20'21'22'23'24

Erfüllungsaufwand in der Wirtschaft

in Milliarden Euro
22110
'20/'21'21/'22'22/'23'23/'24'24/'25*
  • Einmaliger Erfüllungsaufwand in Mrd. Euro
  • Laufender Erfüllungsaufwand in Mrd. Euro

Industriestrompreis

in ct/kWh
44220
'14'15'16'17'18'19'20'21'22'23'24'25

Außenhandel Exporte und Importe (Destatis)

5,2 %

weniger Exporte als im April 2024

1,4 %

mehr Importe als im April 2024

Verschuldung des Bundeshaushalts und seiner Sondervermögen

in Mrd
170.000135.000100.000
31.12.1331.12.1431.12.1531.12.1631.12.1731.12.1831.12.1931.12.2031.12.2131.12.2231.12.2331.12.24

Höhe der geplanten konsumtiven und investiven Ausgaben des Bundes im Haushaltsiahr 2025

in Millarden Euro
439,862,7502,5
  • Konsumtive Ausgaben
  • Investive Ausgaben

ifo Geschäftsklimaindex

1108560
'19'20'21'22'23'24'25
  • Geschäftsklima
  • Geschäftslage
  • Geschäftserwartung