Ideen für den Neustart

Deutschland fährt besser mit einem demografiefesten Rentensystem

Ideen für den Neustart

Deutschland fährt besser mit einem demografiefesten Rentensystem

Die gesetzliche Rentenversicherung basiert auf einer fairen Balance zwischen denen die einzahlen und denen die auszahlen. – Lesen Sie hier, welche Herausforderungen bei diesem Thema auf uns zukommen und welche Lösungsangebote die INSM hat.

Herausforderung

Die Deutschen leben im Durchschnitt immer länger, gleichzeitig werden relativ wenige Kinder geboren. In einem umlagefinanzierten Rentensystem – wie dem der gesetzlichen Rentenversicherung – hat dies zwei Folgen: Rentenbezugszeiten werden länger und relativ wenige Beitragszahlende finanzieren mehr Rentenansprüche. Das geht nur durch höhere Sozialabgaben und steigende Lasten für Steuerzahler. Zwei von mehreren Konsequenzen: Die Kaufkraft der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sinkt, ebenso die Investitionsfähigkeiten des Staates. 

Lösungsangebot

  • Renteneintrittsalter ab 2030 an die Lebenserwartung koppeln. Damit wird das Verhältnis von Beitragszahlern und Rentenbeziehern so stabilisiert, dass die gesetzliche Rentenversicherung finanzierbar bleibt.
  • Nachholfaktor wieder einsetzen. Der Nachholfaktor wurde 2018 im Zuge des damaligen Rentenreformpakets bis 2026 ausgesetzt. Er ist Bestandteil der Rentenanpassungsformel und bewirkt, dass bei der jährlich erfolgenden Rentenanpassung notwendig gewesene, aber unterbliebene Rentenkürzungen (aufgrund der Rentengarantie) berücksichtigt werden. Dies ist nur fair: Denn wenn Rentnerinnen und Rentner in guten Zeiten von steigenden Löhnen und steigendem Wohlstand profitieren, sollten sie auch in Krisenzeiten solidarisch auf Rentenerhöhungen verzichten.
  • Doppelte Haltelinie auslaufen lassen. Mit dem Rentenpaket 2018 wurde die sogenannte doppelte Haltelinie bis 2025 eingeführt. Das Rentenniveau darf bis dahin nicht unter 48 Prozent sinken und der Beitragssatz nicht über 20 Prozent steigen. Falls die Politik die Haltelinien über 2025 hinaus verlängern sollte, werden die Kosten stark ansteigen, da dann die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen und relativ wenige Jüngere als Beitragszahler nachrücken. Um die Lasten des demografischen Wandels möglichst gerecht auf alle Generationen zu verteilen, sollte deshalb an der früheren Grenze für das Rentenniveau (43 Prozent) festgehalten werden. Die Renten werden auch dann weiter steigen, nur etwas langsamer. Ein Sinken der Renten ist und bleibt gesetzlich ausgeschlossen.
  • Alterssicherung von Selbstständigen gewährleisten. Dafür ist eine Mindestvorsorgepflicht für Selbstständige zu etablieren. Dabei sollte den Selbständigen weitgehend überlassen bleiben, wie sie für ihr Alter vorsorgen. Ausnahmeregelungen für Existenzgründerinnen und -gründer in der Start-up-Phase sind sinnvoll.
  • Beitragsgarantie in der Riesterrente abschaffen. Die kapitalgedeckte Altersvorsorge zusätzlich zur gesetzlichen Rentenversicherung ist wichtig und richtig. Ein Baustein ist die Riesterrente. Um trotz des niedrigen Zinsumfelds Rendite in der Riesterrente zu erzielen, sollte auf die obligatorische Beitragsgarantie verzichtet werden.
  • Im Jahr 2020 kamen knapp 54 Rentenbeziehende auf 100 Beitragszahlende. Bleibt die gesetzliche Rentenversicherung wie sie ist, wird die Zahl der Rentenbeziehenden auf 100 Beitragszahlende im Jahr 2034 auf 69 steigen.
  • 2020 musste die Rente bereits mit 75,3 Milliarden Euro von den Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern bezuschusst werden, weil die Einnahmen über Beiträge nicht ausreichten. Bis 2034 wird der Steuerzuschuss auf geschätzte 125,8 Milliarden Euro steigen.
  • In Deutschland lag die erwartete Lebensarbeitszeit 2019 bei 39,1 Jahren. Das sind knapp fünf Jahre mehr als im Jahr 2000. Die Zunahme ergab sich vor allem aus der gesteigerten Erwerbsbeteiligung von Frauen. Die Lebensarbeitszeit von Männern stieg im selben Zeitraum um etwa 2,5 Jahre.

Viele Menschen wollen und können länger als bis zum gesetzlich vorgegebenen Renteneintrittsalter arbeiten. Was die Faktoren sind, die ein solches längeres Arbeiten bestimmen, haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) untersucht.