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Studie über Polittalkshows bei ARD und ZDF

Man redet über, aber nicht mit der Wirtschaft

In den großen Polittalkshows bei ARD und ZDF wird wenig über Wirtschaft gesprochen und noch weniger mit der Wirtschaft selbst. Unternehmer und Wirtschaftsverbandsvertreter kommen in wirtschaftsrelevanten Sendungen kaum zu Wort. Dies ist das Ergebnis einer Studie der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM), die alle Sendungen mit wirtschaftlichem Schwerpunkt von KW1 bis KW48 im Jahr 2023 analysiert hat. Die dabei untersuchten Formate waren „Anne Will“ (ARD), „Maybrit Illner“(ZDF), „hart aber fair“ (ARD) und „Maischberger“ (ARD).

24. Januar 2024

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Berlin – In den vier großen politischen Talksendungen bei ARD und ZDF wird wenig über Wirtschaft gesprochen und noch weniger mit der Wirtschaft. Unternehmer und Wirtschaftsverbandsvertreter kommen in den Talksendungen kaum vor. Das ergibt eine Untersuchung der „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“, die alle Sendungen im Jahr 2023 der Formate Anne Will (ARD), Maybrit Illner (ZDF), „hart aber fair“ (ARD) und Maischberger (ARD) analysiert hat. Danach waren von insgesamt 255 Studiogästen bei Sendungen, die sich mit Wirtschaftspolitik befasst haben, nur jeweils 12 Unternehmer und 12 Vertreter von Wirtschaftsverbänden. Damit liegt der Anteil von Wirtschaftsvertretern an allen Studiogästen bei 9,4 Prozent. Am stärksten vertreten waren Politiker mit 41,2 Prozent und Journalisten mit 29,4 Prozent.

Obwohl Deutschland 2023 in der Rezession war und die wirtschaftliche Entwicklung im Vergleich zu anderen Industriestaaten besonders schlecht verlief, haben sich die Talkshowformate in nur etwa einem Drittel aller Sendungen (32,7 Prozent) mit Wirtschaftsthemen befasst. Und in der großen Mehrheit (64 Prozent) dieser Wirtschaftssendungen waren gar keine Wirtschaftsvertreter anwesend.

INSM-Geschäftsführer Thorsten Alsleben, selbst langjähriger Wirtschaftsredakteur beim ZDF, kritisiert diese Entwicklung scharf:

„Die Wirtschaft ist bei ARD und ZDF eine weitgehend ausgeblendete Randgruppe. Die Talkshows reden ohnehin selten über Wirtschaftsthemen, aber wenn, dann nach dem Motto: Wir reden über die Wirtschaft, aber nicht mit der Wirtschaft.“

Alsleben kritisiert, dass ARD und ZDF damit die eigenen Programmgrundsätze verletzen, die Fairness und Meinungsvielfalt vorschreiben.

„Wenn man die wichtigsten Akteure im Wirtschaftsleben, die Unternehmerinnen und Unternehmer, aus den Sendungen fernhält, fehlen wichtige Stimmen.“

Dabei sei gerade der Praxisbezug sehr wichtig, um die Auswirkungen bestehender oder geplanter wirtschaftspolitischer Entscheidungen einordnen zu können, so Alsleben.

Die Sendung „Anne Will“ hat Wirtschaftsvertreter fast vollständig ausgeblendet. Lediglich in einer Sendung kam ein Wirtschaftsvertreter vor (2,3 Prozent aller Studiogäste). Allerdings hat sich „Anne Will“ auch nur in neun von 29 Sendungen (31 Prozent) mit Wirtschaftsthemen befasst. Auch bei der ARD-Sendung „Maischberger“ führen Wirtschaftsvertreter ein Schattendasein: In nur zwei von 17 Sendungen mit Wirtschaftsbezug war das Unternehmerlager vertreten und machte nur 3,8 Prozent aller Talkgäste aus. Maybrit Illner hat wenigstens in fünf von zwölf Sendungen mit Wirtschaftsbezug auch Vertretern des Unternehmerlagers eine Stimme gegeben (41,7 Prozent). Sie machen allerdings trotzdem nur 7,8 Prozent aller Gäste in Sendungen aus, die sich mit Wirtschaft befassen.

Am ehesten wurden Wirtschaftsvertreter in der ARD-Sendung „hart aber fair“ eingeladen: 22 Prozent aller Studiogäste bei wirtschaftspolitischen Themen kamen aus dem Unternehmerlager. Und so kamen dann auch in zehn von zwölf Sendungen (83,3 Prozent) Wirtschaftsvertreter zu Wort. Damit ist „hart aber fair“ die in dieser Hinsicht ausgewogenste Talksendung.